Lisa Gerrard & Pieter Bourke – Duality

Lisa Gerrard ist die Stimme von Dead Can Dance. Und schon bei Dead Can Dance trafen seit Gründung des Projekts vor 17 Jahren mittelalterliche Minnegesänge auf minimalistische Noten in der Art von Steve Reich oder Philip Glass, sakrale Hymnen auf modernste Einflüsse aus dem Nahen Osten, liturgische Melodien aus der Renanissance auf keltische oder avantgardistische Weisen. Der Begriff „World Music“ wird somit völlig neu geprägt – einfach deshalb, weil sich Dead Can Dance an kein gängiges Schema halten, sondern in ihrer Musik Zeit, Raum und Tradition völlig aufheben, um schließlich zu verschwinden. Unter diesem Aspekt ist Lisa Gerrards zweites Solo-Werk DUALITY (das sie mit Hilfe ihres langjährigen Freundes, dem Percussionisten Pieter Bourke aufgenommen hat) allerdings noch radikaler als sämtliche bisherigen Dead Can Dance-Aufnahmen: Chinesische und ceylonesische Kultur trifft auf Händels „Largo“, beduinische Kameltrommeln vereinen sich mit gewaltigen Orchester-Arrangements, indische Tablas verschmelzen mit fragil ätherischem Gesang westlicher Prägung. Und bei all diesen Stilkontroversen ist der ätherischen Dame aus dem australischen Melbourne – wie schon auf dem Vorgänger THE MIRROR POOL von 1995 – dennoch ein zutiefst homogenes Stück Musik gelungen, das in seiner Intensität in heutigen, künstlerisch blutarmen Zeiten, seinesgleichen sucht.