Lisa Loeb – Cake & Pie

Manchmal haftet ein Etikett so lange an einem Menschen, bis es zerschlissen, schmuddelig und klebrig ist. Aber es haftet immer noch.

So ähnlich geht es Lisa Loeb wohl mit ihrem ersten und womöglich letzten großen Single-Hit. „Stay“ hat sich in die Köpfe eingebrannt. Und das liegt nicht unbedingt daran, dass alle späteren Songs der Dame so viel schlechter waren. Das Problem liegt in „Stay“ selbst. Sowie die Single damals promotet wurde, wie sie brav vor sich hinschlackerte, wie Lisa Loeb im Video die biedere Bibliothekarin mimte, waren ihr fortan die Pforten ins bierernste, coole Rockerdasein schon versperrt, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Ihr größter Fehler aber war: Sie behielt den einmal eingeschlagenen Weg bei. CAKE & PIE, ihr drittes Studioalbum, enthält einige veritable Hits, die es mit „Stay“ locker aufnehmen könnten. Das melancholische „The Way It Really Is“ beispielsweise strömt so druckvoll aus den Boxen, wie es sich für einen ordentlichen Opener gehört. Die meisten anderen Songs jedoch gehen am biederen Schulmädchentouch ihrer Urheberin zugrunde. Selbst eine Songzeile wie „I am the underdog, I am the last in line“ klingt aus Lisas Mund so putzig wie ein kindlicher Abzählreim. Jeder mühevoll auf aggressiv gezimmerte Akkord wird auf diese Weise zur Farce. Am besten ist Lisa Loeb dann, wenn sie aus der Not eine Tugend macht, wenn sie vordergründig zart bleibt und die Abgründe durch musikalische Brüche auslotet. „Everyday etwa wird nie wirklich laut, doch in den abrupten Breaks offenbart sich eine Bitterkeit, die ihresgleichen sucht. Trotz dieser Qualitäten Lisa Loebs wird der klebrige Rest des „Stay“-Etiketts wohl noch ein wenig haften bleiben. Aber so schlecht war der Song schließlich auch wieder nicht.

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