Little Joy – Little Joy :: Die Platte des Monats
Dass Zweitbands, Side-Bands, Projekte, Auszeiten und Zufälle wie dieser hier gerade in Mode sind, ist nicht mehr zu bestreiten. Es kann natürlich auch Zufall mit dem Zufall sein. Viel mehr spricht aber dafür, dass das Modell „Vier Jungs für eine Rockband“ momentan in eine Krise trudelt, deren Folgen heute noch nicht absehbar sind. Das durchschnittlich tolle Exemplar der Gattung Rockband (hier: Strokes) hat ja auch mit einem Überschuss an Komplexität und Aufgeregtheit, mit einem Immer-Mehr an Terminen und Erwartungen zu kämpfen, die so ein wuseliges Bandgefüge bisweilen nicht mehr verarbeiten kann. Mit anderen Worten: Wer will immer nur Rocker (Rockstar, Rock-Celebrity) sein, wenn doch in der Nachbarschaft Devendra Banharts Freunde der Erde, ein kosmisches Strahlen zwischen beiden Ohren, ihre Seelchen an feinen Liedern kühlen.
Hier muss erstmals der Bandname Little Joy fallen, Stichworte wie „Zufall“ und „Auszeit“. Letztere hat sich Strokes-Drummer Fabrizio Moretti mit seiner Freundin, der Perkussionistin und Glockenspiel-Artistin Binki Shapiro, und Rodrigo Amarante (hauptberuflich bei: Los Hermanos, nebenbei Gitarrist für Banhart) vom amtlichen Rockbetrieb genommen. Dabei verdankt sich Little Joy der zufälligen Bekanntschaft, die Moretti mit Amarante bei einem Festival in Lissabon machte, mit der finalen Idee, einen gemeinsamen Weg zu beschreiten. Zu dritt spielen sie nun die gerade mal lässigste Folkpopmusik dieses Jahres – Songs, die voller Wehmut um kleine Gitarrenriffs und Melodien auf dem Piano kreisen und nie weiter als in die nächste Beach Bar in Kalifornien wollen. Produziert von Noah Georgeson, Longtime-Kumpel, Gitarrist und Produzent von Banhart. Wer Georgesons Solo-Album Find shelter kennt, wird wenig überrascht sein von der dezenten Eleganz, die jetzt auch Little joy auszeichnet.
Moretti, Amarante und Shapiro haben ihr durchaus begrenztes musikalisches Spielfeld aber auch mit einer rührenden Liebe zum Detail ausgestattet, dazu gehören die hinreißenden Chorgesänge wie die extra-locker swingenden Beats, die sich durch das komplette Album ziehen. Was Moretti hier „trommelt“, kommt der Aufkündigung jener ambitionierten Zielsetzung gleich, die die Strokes zuletzt mit First Impressions of earth formulierten.Weiterentwicklung, buuuh!
Dabei haben die Strokes-Kollegen Albert Hammond Jr. (mit seinen beiden ordentlichen Solo-Alben für Rough Trade) und Julian Casablancas (mit Santogold und Pharrell Williams für den Converse-Spot) durchaus vorgemacht, wie man dem Hamsterrad der künstlerischen Verkrampfung entkommen kann. Nur so konsequent wie Moretti hat das keiner getan: runterfahren auf das Schubidu aus dem Proberaum, eintauchen in die Herzschmerzwelt der Fifties und Sixties, abends mit der Gitarre am Strand herumlümmeln und das Leben nach dem Sonnenuntergang noch einmal von vorn betrachten, Little joy ist tief im Herzen ein aufrichtig konservatives Album, eins, das „California“ immer noch mit „Dreamin“‚ verbindet. Eine kleine Unschuldsmusik über die Strecke von 30 Minuten, die sanft wogend an das Amerika der Beach Boys und Turtles und der gut geföhnten Schönsinger erinnert, aber nie im plumpen Retro-Schick versinkt. Davor schützen Little Joy diese auffallend gut gebauten Songs, die den Folkpop-Pfad der Tugend nur für ein paar Abstecher in Latin- und Reggae-Welten unweit der Hauptstraße verlassen.
Für die Aufnahmen zogen Moretti, Shapiro und Amarante in ein Haus in Echo Park/L.A., dort entwickelte sich aus den Song-Ideen eine Art Familien-Musik, in der jeder der drei traumwandeln darf, mit dem guten Gefühl, von den anderen beiden im Ernstfall aufgefangen zu werden. Dass dabei so wunderbar leise Hymnen wie „Don’t Watch Me Dancing“ entstehen konnten, hat Moretti wahrscheinlich selbst am meisten überrascht. Freunde früher Jonathan-Richman-Alben werden Schlange stehen, um Little Joy einmal live zu sehen, wenn es der Zufall überhaupt will, dass sie in Deutschland auftreten werden.
Der Strokes-Drummer weiß inzwischen aber auch nicht mehr, ob Little Joy nur ein „Side Project“ sind („Mein ganzes Herz gehört der Band“). Wenn er schlau ist, wird er es beim Beiläufigen und Unaufgeregten belassen, das diesen Liedern genau den Charme verpasst, den viel beschäftigte Rockbands nicht mehr kennen. Die Strokes können dann immer noch kommen.
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„Hey, hier kommt Alex! Vorhang auffilr seine Horrorschau. Hey, hier kommt Alex! Vorhang auf-für ein kleines bisschen Horrorschau“
„Hier kommt Alex“ Die Toten Hosen, 1988
Betr.: The Killers, Die Toten Hosen, Promotionarbeit 2008. So gebt Promotionarbeit im Jahr 2008: Vier Wochen vor der Veröffentlichung des neuen The-Killers-Albums day&age (VÖ: 21.11.) stellt uns die Plattenfirma ganze sechs Tracks zur Verfügung. Die dürfen wir auf einer passwortgeschützten Internetseite anhören. Wir verzichten dankend auf eine Rezension in dieser Ausgabe. Die deutsche Dependance der Killers-Plattenfirma hat zumindest die Bereitschaft gezeigt, uns Zugang zu der Musik zu verschaffen, was dann aber aus anderen Gründen (Panik vor Internetpiraterie. Sturheit des US-Managements) nicht gelungen ist. Anders sieht der Fall bei den Toten Hosen aus: Nachdem es Lothar Gerber, dem Autor unserer Wahl, nicht möglich gewesen war, an der „Listening Session“ des neuen Albums in aller stille teilzunehmen, weigerte sich die zuständige Promotionagentur zunächst, dem Autor das Album in ihren Büroräumen in München vorzuspielen. Der Aufwand wäre denkbar gering gewesen:
Redaktion und Promoagentur liegen zwei Straßenbahnstationen voneinander entfernt. Nach länglichen, fruchtlosen Diskussionen mit der Promoagentur per E-Mail und am Telefon trat schließlich der „Bandrat“ in Düsseldorf zusammen und entschied, dass Gerber das Album doch noch hören dürfe (Kritik auf Seite 80). Wir danken ehrfürchtig für diese noble Geste und wundern uns kein bisschen mehr über den Niedergang der Musikindustrie, der Plattenmeister
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