Lloyd Cole – Live At The BBC
Das waren noch Zeiten, als ein bis unter beide Arme belesenes Sensibelchen mit Überschlagsstimme und Dylan-Fimmel zum NME-Coverstar und Mädchenschwarm werden konnte. Die Zeiten waren die mittleren 80er, und das Sensibelchen war Lloyd Cole, der mit seiner Band The Commotions zwei großartige Alben (Rattlesnakes und Easy Pieces) herausbrachte, die zum Besten zählen, was damals, zur Glanzzeit der Smiths und der Go-Betweens,veröffentlicht wurde. Auch nach dieser fulminanten Frühphase machte Cole weiterhin Platten, von denen manche großartig (Don’t Get Weird On Me Baby, Love Story, The Negatives), andere immerhin beachtlich waren. Nun, etwa ein Jahr nach seinem letzten regulären Album, dem schönen Erwachsenenwerk Antidepressant, also gleich drei CDs mit BBC-Sessions und Live-Aufnahmen. Live At The BBC, 3 Sterne, besteht größtenteils aus einem 1995 im Hammersmith Odeon aufgenommenen Konzert. Gerade war Love Story erschienen, die Platte, mit der Lloyd Cole recht früh seine Erwachsenenphase einläutete. Die Band-die letzte, die er je zusammenstellte – spielt solide, nimmt frühen Stücken wie „Perfect Skin“ einige Kanten und musiziert bei den neueren Songs recht nah am Original. Bedauerlich: Die Synthie-Streicher klingen sehr unelegant, und Lloyd Cole ist stimmlich nicht ganz auf der Höhe. Aufgefüllt wird die CD mit den einzigen vier verfügbaren Aufnahmen, die Cole 1990 in seiner im Nachhinein oft ironisch von ihm kommentierten Rock-Phase aufnahm. „Perfect Skin“ als finsteres. Wah-Wah-verquaddeltes Rock-Stück zu hören, ist lustig, aber auch nur beim ersten Mal. Besser beraten sind Fans wie auch Neueinsteiger mit Live At The BBC Vol. 1, 4 Sterne und Live At The BBC Vol. 2, 4 Sterne. Vol.1 bündelt Sessions, die rund um das Rattlesnakes-Album aufgenommen wurden. Manchem fehlt die Grandezza der Album-Versionen, manches addiert eine zusätzliche Dringlichkeit hinzu. Höhepunkt der CD ist ein Hammersmith-Konzert von 1984, dem Lloyd Cole-Jahr, überhaupt einem zentralen Jahr des 80er-Pop. „Did we really open with ‚Sweetness‘?“
fragt Lloyd Cole in seinen lakonischen Liner Notes. „That would have been our idea of making it more difficult for ourselves.“ Vol. 2 schließlich konzentriert sich auf die Jahre 1985 und 1986, als Cole und die Commotions ihr zweites Album Easy Pieces promoteten. Es ist bis heute erstaunlich, dass diese Platte von so vielen Leuten – darunter auch Lloyd Cole selbst – im Vergleich zum Debütalbum so gerin ggeschätzt wird. In Wahrheit hatte die Platte ebenso viele große Songs wie das Debüt, und den Zucker, den die Produzenten damals über diese Lieder streuten, konnten sie gut aushalten. Hier begeistert vor allem der Mitschnitt eines Glastonbury-Konzerts von 1986. als die Commotions auf dem Zenit ihres Ruhms standen. Essenziell ist das hier alles nicht. Ganz im Gegensatz zu Coles meisten Alben, die jeden Gitarrenpop-Fan zu täglichen Kniefallen veranlassen sollten.
www.lloydcole.com
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