Lou Reed – Ecstasy :: Ecstasy

Der Zenmeister urbaner Gitarren-Poesie kehrt zurück: Konsequent folgt Lou Reed seit Jahren seinem Motto, „you can’t beat two guitars, drum, bass“, und setzt mit jedem Album mehr auf Reduktion und Abstraktion. Ob die Rock-Rhapsodie NEW YORK, das Passionsspiel MAGIC AND LOSS oder die kühle Nachtmar SET THE TWILIGHT REELING: Dem Wahn des „Anything goes“ setzt Mr. Reed Purismus, Ernsthaftigkeit, eine geradezu klösterliche Strenge entgegen, die sich fast schon bizarr ausnimmt in Zeiten grassierenden Crossovers. ECSTASY ist erneut ein dem Prinzip der Kargheit geschuldeter Triumph, ist Ekstase durch Lakonie, ist ein wieder und wieder und wieder gemurmeltes Mantra – Songtitel wie „Mad“, „Rock Minuet“,“Big Sky“, „Modern Dance“, „White Prism“ oder „Mystic Child“ sprechen Bände. Bisweilen sorgen Cello oder Bläser in diesem kammermusikalischen Trip für Kontrapunkte, akkurat abgezirkelt, strikt der „Weniger ist mehr, kein Ton zuviel“-Philosophie verpflichtet. Favoriten? Das 18-minütige Inferno „Like A Possum“? Das liebliche „Turning Time Around“? Das suggestive „Paranoia Kind Of E“? „Baton Rouge“ mit dem sanften Folk-Flow? Egal. Eintauchen. Sich davontreiben lassen. Staunen. ECSTASY atmet die gleiche altersweise Intensität wie Bob Dylans TIME OUT OF MIND. Erzählt von Engeln mit schmutzigen Gesichtern, gebrochenen Flügeln. Himmel. Hölle. Und Rock ’n‘ Roll.