Lou Reed – Rock’n’Roll Heart
Lou Reed hat sein Herz für den Rock’n’Roll entdeckt. Oder zieht er hier nur ein übersteigertes Trend-Bewußtsein durch den Kakao? Während bei „I Believe In Love“ gleich zu Beginn der LP die Ironie noch offensichtlich scheint, „Banging On My Drum“ auch noch als Rock’n’Roll-Persiflage durchgehen mag, klingt der Rest der LP doch ziemlich ernsthaft. Das Saxophon, in den beiden ersten Titeln noch als dilletantisches Stilmittel überzeichnet, integriert sich im Laufe der LP zunehmend seriöser. Lou Reed, der hier erstmals als sein eigener Produzent arbeitete, hat für diese Debut-LP bei seiner neuen Schallplattenfirma alle Introver tiertheit über Bord geworfen. Abgesehen von den originellen Rock’n’Roll Einlagen, präsentiert er sich auch sonst musikalisch eingängig wie seit langem nicht mehr. Auch bei kommerziellen Arrangements kommt seine Schlafzimmer-Stimme noch effektvoll genug zur Geltung. Für diese LP hat er alle früheren Sternstunden zusammengetragen: Lou Reed at his best, könnte man sagen, aufgelockert durch ein wenig mehr Weltoffenheit auf musikalischem Gebiet. Was hier zwischen Rock’n‘ Roll und Nostalgie-Swing um den alten Transformer abrollt, mag für eingefleischte Lou Reed-Freaks zu angepaßt klingen; vom neutralen Standpunkt aus nüchtern betrachtet hat er mit dieser LP jedoch in letzter Minute die Kurve zur Allgemeinverständlichkeit gekriegt, nachdem ihm Patti Smith das Zepter für den New Yorker Underground genommen hat. P S : Warum sind die Texte nicht auf dem Cover abgedruckt?