Lucy Kruger & The Lost Boys

Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)

Unique/Groove Attack (VÖ: 4.6.)

Große Songs hinter puristischem Rauschen: Warum zerreißt der Slow-Folk der Kapstadt-Berliner Songwriterin keine Herzen?

Uff, ja kaum ein selbstmitleidige-bleiche-gitarrenjungs-igerer Bandname denkbar als „The Lost Boys“, man kann sich die Musik ausmalen. Nun sind allerdings die Lost Boys nicht nur in Teilen weiblich, auch steht der Gruppe auf dem Cover ein Name vorweg: Songwriterin Lucy Kruger ist als Hälfte des Dream-Noise-Duos Medicine Boy bekannt und vor gut drei Jahren, kurz nach den Aufnahmen zu ihrem zweiten Soloalbum SLEEPING TAPES FOR SOME GIRLS, von Kapstadt nach Berlin gezogen.

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Und, gemessen an den Albumtiteln, dabei musikalisch aus der Lullaby-Ecke herausgetreten: TRANSIT TAPES (FOR WOMEN WHO MOVE FURNITURE AROUND) eröffnet nun ein Bild von Bewegung und Rastlosigkeit. Musikalisch bleibt der ausgebeinte Slow- Folk mit psychedelischer Melodieführung allerdings eine Suche nach Intimität in innerer Unruhe. Das Schlafzimmer als Ort eben nicht nur des Schlafs, sondern auch der Schlaflosigkeit, mit Gedankenzügen in Pendelverkehr.

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Einige der verspulten Tracks haben beinahe den Charme von ganz frühen Syd-Barrett-B-Seiten, die größte Klangverwandtschaft findet sich aber im Slow-Folk der späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre: Low, Mazzy Star, Savoy Grand. Wobei Lucy Kruger dem Rauschen nicht den intensiven Abstand von Mimi Parker oder Hope Sandoval mitgibt, sondern eine dramatische Schlagseite zeigt. Ob es diese große Dosis ätherische Theatralität ist, die verhindert, dass ihre Tracks ähnlich das Herz zerreißen und den TRANSIT TAPES bisweilen beinahe campy Vibes geben? Vielleicht bestätigt sich aber auch einfach der Anfangsverdacht: Das ist solide kunsthandwerkliche Lost-Boys-Musik.

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