Malicorne – Le Bestiaire

Der Aufmacher „Les 7 Jours De Mai“ räumt gründlich, ein für alle Mal. mit der Vorstellung auf, Gabriel Yacoub und Malicorne hätten noch irgendetwas mit Folklorismus im bestickten indischen Hemden zu tun. Das Stück hat etwas Schlagartiges: schon allein der abrupte Anfang. Olivier Zrdzalik spielt einen der härtesten und abgezirkeltsten Funk-Bässe des Kontinents, legt dann per Playback ein gegenläufiges Fender-Khodes drüber und das ungerade Schnarren der Drehleier ( !!! – wäre sie nicht ausdrücklich erwähnt, müßte man das Instrument für einen sehr außergewöhnlichen Sequencer halten) sorgt dann endgültig für einen flackernden, fluoreszierenden Rhythmus, verzahnte Synkopen beleben den fast hypnotischen Gesang, der sich nach „Bolero“-Prinzip von Strophe zu Strophe steigert und ausweitet und plötzlich abbricht. Die Musik macht eine Kehrtwendung auf der Hacke und schwingt in einem sehr breiten Rock-Riff über verzerrten Background-„Dubiduuuhs“ aus. Erstaunlich sind immer wieder die Motivwechsel, die stilistische Vielfalt, bei gleichzeitig durchgehender Richtschnur. So z.B. in „Les Transformations“, ein experimentelles Stück in der Dimension von Fairports „A Sailor’s Life“, jedoch ganz bewußt zehn Jahre später inszeniert – ein madrigalhaftes a-ca-pella-Intro, dann die langsame Ballade, immer wieder durchsetzt von fremdartigen Elementen (jazzige Bläser, Synthies, schräge Flöten), das E-Gitarrensolo am Ende stürzt alle vorher dominierenden Elemente vom Sockel. Oder „La Garrache“ mit dem sich verdichtenden Refrain, der eben gerade nicht in Rock-Harmonien endet, oder „Jean des Loups“ mit dem treibenden Chorus, der ähnlich einem Leitmotiv das achtminütige Stück trotz all seiner Ausschweifungen immer wieder auf den Punkt bringt.

Malicorne haben die Umbesetzung und die Erweiterung zum Septett optimal ausgenutzt, ihre Musik dürfte zu den modernsten Europas gehören. Die traditionellen Vorlagen garantieren andererseits, daß bei aUer Aktualität nichts ins Dekadente oder Manierierte abgleitet. Und wer sich jetzt LE BESTIAIRE (Gier! Lechz! Hechel!) selbst zulegen will, kann sie bei „Discofon“. Krögerstr. 4. 6 Ffm bestellen.