Mansun – Little Kix :: Britpop lebt!

BRITPOP

Die abgestürzten Britpop-Pomp-Granaten landen sanft und unverletzt. Mit einem Album voller geschmackvoller, Melancholie-durchweichter Popsongs.

Ich verzeihe Paul Draper fast alles. Er mag Spandau Ballet und Classix Noveaux? Prince gar? Er hält sich für den König der Welt, wechselt pro Acht-Minuten-Song sechsmal Tempo und Tonart, komponiert Rockopern über den Angriff der „Grauen Laterne“ und versieht sie mit Cover-,,Gemälden“, für die sich selbst die Oberhachinger Marillion-Revival-Band schämen würde? Na gut, na gut, na gut. Andererseits nämlich hat er vor drei Jahren das New Wave-Genie Howard Devoto von meinen ewigen Helden Magazine aus der inneren Emigration geholt, einen Song mit ihm komponiert und ihn in ein Cover gesteckt, das ein Gemälde des verstorbenen Beatles Stu Sutcliffe zierte – dafür verzeihe ich ihm fast alles. Der Rest der Welt hat Mansun vieles nicht verziehen, und deshalb ist es nach dem Bombenhit „Stripper Vicar“ sehr still um die Band geworden. Das wird sich mit LITTLE KIX kaum ändern, aber aus ganz anderen Gründen. Nach dem großen Absturz sind Mansun unverletzt gelandet, erst mal sitzengeblieben und in sich gegangen. Ihr neues Album ist kein Sektbad aus großen Gesten, Plastik-Gefühlen und Pop-Blubberlutsch und hat auch keinen Instant-Hit zu bieten, dafür aber elf stil- und geschmackvolle, Melancholie-durchweichte, aber entspannte Popsongs mit seltenen Ausrutschern ins Pompöse, die man sich am besten nachts in Begleitung einer Flasche Wein anhört und dazu in alten Tagebüchern blättert. Spätestens bei „Forgive Me“ verzeiht man dann selbst der Ex-Angebeteten, dass sie damals die abgenudelte „Save A Prayer“-Single von Duran Duran mitgenommen hat. Man hat sie ja wieder. Irgendwie.

www.mansun.co.uk