Marc Almond – Jacques
Von den Chansons von Jacques Brei ließen sich Popsänger schon immer gerne faszinieren. Denn Brei lieferte mit seinen Geschichten von Huren und Matrosen eine beunruhigende Mixtur aus Romantik und Gossen-Realismus; er besang Todessehnsucht und Selbstverachtung („den Weg ins Grab kann ich, wenn’s denn sein muß, im Vollrausch antreten“). Das inspirierte schon in den 60er Jahren Scott Walker und in den Siebzigern dann Davis Bowie und Alex Harvey. Der Grund für Marc Almonds Interesse Jacques Brei dürfte in seiner tiefen Verehrung für Scott Walker liegen, und deshalb stehen seine Brei-Versionen denn auch in der Tradition von Walkers packenden, dramatischen Interpretationen. Almonds Vorliebe für Vokal-Theatralik verleiht den Stücken jedoch eine düstere Tuntigkeit, die wahrscheinlich nicht im Sinne des Komponisten gewesen wäre. „The Bulls“ zum Beispiel lebte im Original von einer harten Hemingway-Atmosphäre, während Almonds Stierkampf unfreiwillig an eine Faschingskuh (zwei Männer mit Fell drüber) denken läßt. Wenn Almond dagegen atemlos und panisch in „Next“ die gräßliche Geschichte eines Jungen vorträgt, der seine Unschuld im Armee-Bordell verliert, dann wird er dem Thema gerecht. Und „My Death“ ist ein Song, der stark genug ist, um jede Cover-Versipn unbeschadet zu überstehen. Sollte JACQUES das Interesse für Breis Originale oder für Scott Walkers Aufnahmen wecken, hat sich das Experiment auf jeden Fall gelohnt.
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