Marc Romboy & Dortmunder Philharmoniker

Reconstructing Debussy

Hyperharmonic/RTD (VÖ: 7.7.)

Der Elektro-Produzent versucht, Debussy neu zu deuten – und stoppt meist kurz vor dem Kitsch.

Track eins, Applaus, nicht euphorisch, eher respektvoll, 44 Sekunden lang. Willkommen in der Hochkultur. Es gibt sie halt doch noch, diese Distinktionsmerkmale zwischen E und U. Ist es tatsächlich Quatsch, diese Kategorien, die zwischen ernst und unterhaltend unterscheiden, aufzulösen, wie viele fordern? Marc Romboy, verdienter Elektro- und Techno-Produzent, hat zumindest Freude daran, Traditionen der klassischen Musik zu pflegen. Bei dieser Aufnahme aus dem Dortmunder „Konzerthaus“, vor der Fertigstellung der „Elbphilharmonie“ der Vorzeigesaal für perfekte Akustik, folgt auf den rituellen Eingangsapplaus ein rein orchestrales Vorspiel, die Beats setzen erst zur Hälfte des Stücks ein.

Romboy hatte bei dieser Arbeit im Sinn, seinen elektronischen Rhythmen und Sounds mit Hilfe der Streicher eine zusätzliche emotionale Ebene zu geben. Orchester wirken in dieser Hinsicht wie emotionale Boosts, man muss nur aufpassen, dass sie die  Tür zum Kitsch nicht aufbrechen. Die Werke von Claude Debussy sind eine dankbare Vorlage für dieses Projekt, der Pariser Impressionist komponierte wie ein Schlafwandler, die sich wiederholenden, dabei langsam wandelnden Harmonien führten ihn bis in den emotionalen Kern der Musik. Genies wie Steve Reich und Philip Glass haben Debussy erweitert; Romboy mischt und deutet ihn neu. Hier und da kurz vorm Kitsch, immer dann spannend, wenn Elektronik und Orchester wirklich interagieren.

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