Marianne Faithfull – Come my way

Marianne Faithfull, ist das nicht so eine blonde Tusse, mit der Mick Jagger früher mal zusammen war?“, lautete unlängst bei einer Unterhaltung gestresster Großstädter aus der Werbebranche in einem überfüllten Szene-Cafe ein wenig charmanter Kommentar. Nicht gerade freundlich, wie das kollektive Pop-Bewusstsein mit angesehenen Künstlern aus der Vergangenheit umspringt. Schließlich liegt die Liaison zwischen den beiden 40 Jahre zurück. Vor allem aber kann die seit 1964 erfolgreich als Sängerin und Schauspielerin agierende Faithfull eine eigene Karriere vorweisen. Auch wenn die anfänglich unmittelbar mit den Rolling Stones und deren Manager Andrew „Loog“ Oldham verknüpft war. Der hatte die Tochter einer österreichischen Baroness aus dem Hause Sacher-Masoch und eines britischen Lebenskünstlers auf einer Party entdeckt. Binnen weniger Monate baute Oldham die Ex-Schülerin eines Nonnenkonvents zum Jugendidol der Beat-Ära auf. Was sie an Stimme nicht mitbringt, macht ihr Aussehen wett, dachte sich Oldham: engelsgleiche Züge und eine nicht zu übersehende Oberweite. Mit dem von Jagger/ Richards verfassten „As Tears Go By“ gelang Ende 1964 auf Anhieb ein europaweiter Erfolg. Oldham witterte Potenzial und veröffentlichte 1965 zeitgleich als Debüt zwei Alben: marianne faithfull und come my way. Letzteres lässt sich mit seinen außergewöhnlichen Arrangements als Folk-Klassiker einstufen. Erstaunlicherweise verkaufte sich das wesentlich unkommerziellere coME MY WAY besser als das eingängige Marianne faithfull. Als Produzent fungierte Gitarrist Jon Mark, der in der Progressive-Ära um 1969/70 im Duo Mark/Almond mehrere hervorragende Alben einspielte. Marks spartanische, oft im Jazz und Blues wurzelnde Arrangements mit Faithfulls damals noch glockenhellem Sopran machen come my way zur musikalischen Entdeckungsreise. Geeignetes Songmaterial fand sich in Traditionals wie „Jaberwock“,“Fare The Well“, „Down In The Salley Garden“ und „Full Fathom Five“,von der gerade mal 19 Jahre alten Faithfull charmant und stimmsicher interpretiert. Schlicht vorzüglich geriet die eigenwillige zweite Version von „House Of The Rising Sun“, „Four Strang Winds“ und „Lonesome Traveller“. Vier Bonustracks hält die mit 18 Songs bestückte Neuauflage auch bereit. Darunter auch Gilbert Becauds „Et Maintenant“, Bob Dylans „Blowing In The Wind“ und die drei Jahre später von Mick Jagger produzierte Single-B-Seite „Sister Morphine“, die seinerzeit wegen ihrer Drogenreferenzen nach nur wenigen Tagen wieder vom Markt genommen wurde.

>» www.mariannefaithfull.org.uk