Martin James :: Moby: Replay – sein Leben und Schaffen

Gut recherchiert, mäßig geschrieben: die Story des Techno-Punk-Tousendsassas.

Man könnte ihn einen Schelm nennen, den Glatzkopf mit dem melancholischen Silberblick. 1993 führte er die Techno-Technik mit dem Geschwindigkeits-Rekord-Track „Thousand“ ad absurdum, persiflierte gleichzeitig die gewollte Namens- und Gesichtslosigkeit der Szene mit Jesus-Posen. Als alle hofften, endlich den ersten Star der Welle gefunden zu haben, griff er zur Punkrock-Gitarre, spielte Blues, beschimpfte Autofahrer und wurde trotz oder wegen all der Anti-Karriere-Stunts immer erfolgreicher. Sehen wir da ein Augenzwinkern? Nein, denn Richard Hall meint, was er tut, ernst, und wer sich näher mit seiner kurvenreichen Biografie befasst, stellt erstaunt fest, dass all die Brüche und Eskapaden Teile einer konsequenten Entwicklung sind, die allerdings nicht, wie es der modernen westlichen Weltsicht entsprechen würde, straight nach vorne führt, sondern sich auch mal im Kreis dreht und da landet, wo sie begonnen hat. Moby verkörpert den „alten Geist“ des Punk, der nie aufhört, nach etwas anderem, Eigenem zu suchen – auch in halb vergessenen Nischen der Pop-Geschichte, etwa in der frühen deutschen Elektronik, die in Punk und New Wave so logisch hinein- wie wieder herausführte. Dass Martin James‘ Buch über den langen Weg des veganen (Nicht-mehr-)Antialkoholikers und musikalischen Sentenz-Philosophen von der ärmlichen Kindheit zum einsamen Weltruhm faszinierend zu lesen ist, verdankt sich der Geschichte selbst und James‘ intensiver Beschäftigung mit seinem Objekt. Ein begnadeter Erzähler ist er aber leider ganz und gar nicht. Immer wieder wünscht man sich beim Lesen, es hätte ein strenges Auge das Manuskript betreut und sprachliche Klischees, Schlampereien und Ungeschicklichkeiten, das streckenweise Abrutschen ins seichte Geschwätz und den einen oder anderen sachlichen Fehler verhindert.

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