Matthew Herbert

A Nude (The Perfect Body)

Accidental/Caroline/Universal

Das Leben des nackten Körpers des englischen Produzenten, minutiös seziert aus einem Fundus einer 24 Stunden dauernden Ambient­-Collage, zusammen­gefasst auf zwei CDs.

Los geht es für Herbert in der Nacht. Über die Laufzeit einer ganzen Stunde stellt er auf der ersten CD dieses Albums eine Collage von Geräuschen vor, die während unserer Zeit der Absenz von dieser Welt entstehen („Is Sleeping“). Von sich vorsichtig annähernden Ambient­geräuschen begleitet schnarcht Herbert sich gemächlich ein und beruhigt sich nach hinten hin wieder. Größere Erkenntnisse gewinnen wir da nicht. Es geht hier schon seeehr spartanisch zu.

Zum Aufflackern von Atmosphäre kommt es erst auf der zweiten CD, die sich mit Dingen aus dem Tagesablauf beschäftigt. Hier wird es lebhafter. In der frühen Phase des Wachseins („Is Awake“) entdeckt man Andeutungen von Rhythmus, ein Zwitschern aus der Natur und auch die Stimme einer Frau. Es folgt die Phase, in der Herbert sich im Bad für den Tag zurechtmacht. Tropfendes Wasser, Zähneputzen und Duschen spielen wie erwartet die Hauptrollen. Wenig später hört man, wie er in einen Apfel beißt, kaut, schmatzt und raschelt. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass der Höhepunkt des Ablaufs zum Schluss kommt: wenn wir eine Person auf dem Weg zum Orgasmus erleben, der eine Minute vor Schluss tatsächlich gelingt („Is Coming“), und wenn sich schließlich ein lautstarker kakofonischer Sturm entwickelt, in dem Toilettenfürze den Ton angeben („Is Shitting“).

Nach dem Dance-Intermezzo mit The Shakes im Vorjahr kehrt Herbert also mit seiner bisher extremsten und direktesten Platte zurück. In manchen Momenten wünscht man sich schon, dass sie spektakulärer und üppiger ausgefallen wäre. Andererseits bleibt Herbert so nahe an der Wahrheit, dass man ihn für diese konsequente Art nur loben kann.