Melodies In Love – The Erotic World Of Gerhard Heinz

Hört man melodies in love, dann sieht man sie förmlich vor sich: Menschen mit erschütternden Frisuren und in viel zu engen Klamotten, die sich vor mehr oder minder exotischen Kulissen geräuschvoll paaren. Besser gesagt: so tun als ob. „Drei Schwedinnen auf der Reeperbahn“ hiefl das dann, „Die nackte Gräfin“ oder „Die Insel der 1000 Freuden“. Höhepunkte des gefilmten Geschlechtsverkehrs, die einst vom „Katholischen Filmdienst“ mit dem Prädikat „Nicht empfehlenswert“ interessant gemacht wurden und erst im Bahnhofskino, dann im Spätprogramm der Privatsender liefen. Noch etwas haben jene Meisterwerke der Popp-Kultur gemein: Wenn wild begattet wurde – also eigentlich die meiste Zeit -, lief dazu rhythmisch aufrüttelnde Musik des Österreichers Gerhard Heinz. Und die ist durchaus empfehlenswert. Seine 19 besten Werke von 1969 bis 1979 versammelt melodies in love, darunter elf Instrumentals: Originelle, hoch professionelle Filmmusiken, die über jeden Zweifel erhaben sind, sei es kompositorisch oder in der Ausführung. Heinz wusste, wie man aus den Zutaten Beat, Disco und Easy Listening wahlweise orchestral-romantische oder elektrischekstatische Soundtracks anrührt. Natürlich sind die Liebesmelodien in erster Linie Gebrauchsmusiken, die ihrem ursprünglichen Sinn entsprechend mitunter nicht ohne Komik sind. Oder anders ausgedruckt: Wer bei Heinzens Musik tatsachlich brünstig wird, lebt in der falschen Zeit, leidet unter pathologischem Triebstau oder einem behandlungswürdigen Faible für den jungen Sascha Hehn. Dessen Jugendsünde „Melody In Love“ von 1978 ist übrigens gleich mit zwei Songs vertreten.