Meshell Ndegeocello – Bitter
Es liegt auf der Hand, wieso die Frau mit dem unaussprechlichen Namen so sparsam in den Charts vertreten ist: Kein Mensch traut sich im Plattenladen nach der neuen CD von „Mhmschl Ntzschrobrztäoello oder so“ zu fragen. Es heißt übrigens Netschezello und mit diesem Wissen sollte man losrennen und sich ihr drittes Album besorgen. Blind. Vorausgesetzt man steht auf ruhige, hypnotische Songs, Lichtjahre entfernt von jeder Schublade. Angefüllt mit Streichern, deren Klang so zart und rein ist, daß man glaubt, das Kollophonium pulvern zu hören, Sternenstaub gleich. Die Klaviertöne scheinen wie Perlen, die eine Marmortreppe hinabplinkern, Meshells Stimme und ihr Bass, was von beiden ist sanfter und wärmer, tiefer und ergreifender? Wenn Gitarrenerklingen,dann meist akustische, und die sparsamen E-Gitarren-Soli sind von der vorsichtigen Sorte, die wirklich niemanden aufregt. Die Harmonien bewegen sich nur besuchsweise in unserem diatonischen System, niemals jedoch erreicht ein Mißklang unsere im Universum schwebenden Ohren. Die Musik, der Körper des Zuhörers, alles wird schwerelos. Vom Soundtrack zum Selbstmord („Bitter“) über fast rockige Midtemposongs („Grace“), klassische Anklänge („Adam“,“Fool OfMe“) Liebesballaden voller Süße („Beautiful“) bis hin zu Instrumentalexperimenten made in India („Eve“) bietet Meshell alles-ohne jemals den einigenden Tonfall der Melancholie, der alle Songs wie Engelsflügel umfängt, aufzugeben. Wunderschön! Gebührenpflichtige Hörprobe unter 0190-25 52 50 06 (s. ME/S-Hotline S. 59)
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