Michael J. Sheehy – No Longer My Concern
Eigentlich klingt der Titel nach Katharsis, nach Läuterung und Sinneswandel. Doch weit gefehlt: Auf NO LONGER MY CONCERN präsentiert sich Sheehy, ein kahlköpfiger Mittdreißiger in abgeschabten Anzügen, genauso introvertiert, selbstvergessen und tieftraurig wie eh und je. Ein unverbesserlicher Melancholiker und zynischer Poet, der mit spitzer Feder seine eigene Odyssee durch die Bars, Clubs und Pubs Londons beschreibt, sie in zwölf Songs über „drinking, fucking and tragedy“ komprimiert und in seinem bitteren Zynismus, seiner unterschwelligen Aggressivität an Hunter S. Thompson und William S. Burroughs erinnert. Das ist harter Stoff. Sheehy ist ein meisterlicher, scharfsinniger Beobachter des britischen „way of life“ – und der Skriptwriter, Hauptdarsteller und Regisseur seiner eigenen kleinen Filme im getragenen Songformat. Ein Ansatz, der sich seit den beiden Dream City Film Club-Werken kaum verändert hat. Nur dass er jetzt noch leidender und schmachtender zu Werke geht, noch weniger Halt und Ruhe findet, sondern sich als rastloses, gehetztes Großstadtindividuum präsentiert. Mit einem Alkohol- und Nikotinproblem, mit einem verkümmerten Gefühlsleben und mit einer unverkennbaren Verbitterung. NO LONGER MY CONCERN ist denn auch ein Bruch mit der Menschlichkeit. Der Poet und Songwriter wird zum eiskalten, emotionslosen Chronisten, der seine Erlebnisse mit markanter, weinerlicher Stimme und einem düsteren Mix aus Blues, Soul und Folk vorträgt, um sich dann von ihnen zu verabschieden. Wie einen Ballast, von dem man sich befreien muss, weil er einen auffrisst. Bei Sheehy ist es die Zivilisation. Ein tödliches Virus, das an uns allen nagt – nur haben die meisten das noch nicht erkannt.
www.michaeljsheehy.com
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