Die meisten entscheiden sich für „Thriller“, die Coolen schwören auf das frühe „Off The Wall“, und selbst „Dangerous“, zermalmt 1991 von Nirvana, findet Hörer, die es als Geheimtipp bezeichnen. Ungnädiger wird heute „Bad“ beurteilt, Michael Jacksons „Thriller“ -Nachfolger und seinerzeit das meist erwartete Album der Geschichte.

Leider merkte man Jackson und Produzent Quincy Jones den Druck an. Die Platte wirkte stark kontrolliert, kein Klang sollte vorpreschen, Jackson durfte deshalb seine größte Stärke kaum ausspielen – Kunstwörter zur Musik einzustreuen. Dafür unterliefen ihm bei der Besetzung strategische Fehler. Gitarrist Steve Stevens als Eddie-van-Halen-Nachfolger (für „Dirty Diana“) hinterließ Achselzucken. Stevie Wonder als Duettpartner („Just Good Friends“) fiel– wir schreiben das Jahr 1987 – in die Kategorie „Has Been“.

Anders sieht es aus mit der meist erwarteten Vorabsingle aller Zeiten: „I Just Can’t Stop Loving You“. Sie beginnt mit einem einminütigen Flüsterintro und stellt die unbekannte Siedah Garrett als Co-Sängerin ins Rampenlicht. Eine gewagte Entscheidung, mit diesem untertourigen Song bei den Fans vorzufühlen (als zweite Single wurde „Bad“ losgelassen).

Die remasterte „Anniversary Edition“ enthält auch Outtakes („Fly Away“ hätte seinen Platz auf „ Bad“ verdient, „Speed Demon“ dafür raus) und Remixe, sowie einen Wembley-Auftritt von 1988 auf DVD. Eine Bad-Hair-Parade, die Jackson im Schatten des gleichzeitig tourenden Prince zeigt; mit der Kapitalismus-Persiflage der „Sign O‘ The Times“-Tour (1987) und dem Gospel der „Lovesexy“-Tournee (1988) spielte Prince ihn mühelos an die Wand.

Was bleibt heute von „Bad“? Der „besondere“ Sound – besonders in dem Sinne, dass alle Spuren zu R&B und Soul, in denen Jackson sich wie kein Zweiter beheimatet fühlte, von Elektronik zerstört wurden. Beats klingen hier wie berstende Kristalle, es gibt kaum Tiefen. Niemals mehr würde ein Album so klingen wie dieses. In diesem Fall ist das kein Vorteil.

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