Michael Jackson – Dangerous

Wir wußten’s längst: Leute, die schon alles haben, sind deshalb noch lange nicht wunschlos glücklich. Und so hegt auch der erfolgreichste Popstar aller Zeiten immer noch seine ganz privaten Wünsche: Offensichtlich will Michael Jackson der Welt endlich, endlich einmal beweisen, daß er eben nicht nur der harmlos nette Peter Pan mit dem besonders großen Privatzoo ist, sondern eben ein richtiger Kerl, mit ganz normalen Hormonen und überhaupt scharf – und — vor allem das – — gefährlich …

So erklärt sich nicht nur der tragikomische Griff in die eigene Hose, mit dem Jakko sein aktuelles Promo-Video zu verschärfen suchte, sondern auch das uneinheitliche Bild, das sein neues, mit 77 Minuten Spielzeit überlanges Album bietet. Da sind zum einen jene Titel, mit denen sich Jackson als taffer Streetfunker mit Rockbiß präsentieren möchte. Das gelingt ihm nicht nur in der von Guns N’Roses-Mann Slash mit einem derben Gitarrenriff aufgemotzten Single „Black Or White“ überraschend gut, sondern auch noch in einem halben Dutzend weiterer Titel (wobei besonders in „She Drives Me Wild“ Kollege Prince grüßen läßt.) Leider aber muß der gute Michael, um auf standesgemäße Umsätze zu kommen, eine umfangreiche Klientel bedienen, die nette Popnummern und zuckrige Balladen von ihm erwartet. Der will er gerecht werden und gießt deshalb Chöre Marke Enigma („Who Is It“) und manche Überdosis Streicherschmalz („Heal The World“, „Gone To Soon“) über dem Hörer aus: Am Ende hat man von allem zuviel abbekommen — und das macht den einzigen Mangel der Platte um so schmerzlicher: Wirklich gute Songideen sind rar auf DANGEROUS.