Michel Petrucciani – Both Worlds

Kleiner Mann ganz groß. Petrucciani hat nach einer elektrischen Phase und einer Zeit des Solo-Pianos nun wieder zur akustischen Besetzung zurückgefunden, die ihm einfach am Besten liegt. Mit Abstand sogar. Dies umso mehr, da er mit Drummer Steve Gadd und Bassist Anthony Jackson wohl so ziemlich die beste Groove-Mannschaft des Jazz rekrutieren konnte. Dazu gesellt sich ein dreiköpfiges Bläser-Ensemble mit Posaunist Bob Brookmeyer an der Spitze, der auch die Arrangements in Form brachte. Es ist übrigens das erste Mal, daß Petrucciani seine eigenen Songs von einem anderen Musiker arrangieren ließ. Daß sich diese Aufgabenverteilung auszahlt, hört man vom ersten Ton an: Der Pianist kann sich ganz aufsein Spiel konzentrieren und soliert mit schier unglaublicher Eleganz zur superben Rhythmusarbeit der Herren Gadd und Jackson. Trotz aller Leader-Fähigkeiten ist ihm dabei die Homogenität seiner Band noch nie so wichtig wie auf BOTH WORLDS. Er gesteht seinen Mitstreitern einerseits mehr Raum zu, zügelt aber andererseits den Solo-Eifer der Bläser und läßt sie stets nur als Truppe Kanon-artig auf seine eigenen Kadenzen antworten. Sicher – manche Fortschrittsgläubige mögen Petrucciani zu wenig Innovationsgeist vorwerfen. Doch musikalische Revolutionen sind eben seine Sache nicht und müssen es auch gar nicht sein. Wenn er wunderschöne Jazz-Balladen komponiert, mit irrwitzigem Eifer über die Tasten turnt und viel musikalischen Witz versprüht, zählt das mehr.