Mick Harvey

Four (Acts of Love)

Mute/Good To Go 26.4.

Die im Wald der Schwermut verlorene Seele der Bad Seeds macht da weiter, wo PJ Harvey aufgehört hat.

Mick Harvey ist der Mann, der immer anderswo drinsteckte. Besser lässt sich kaum erklären, was er die vergangenen fast 40 Jahre getrieben hat – mit Nick Cave The Birthday Party gründen, danach die Bad Seeds, dazwischen Crime & The City Solution, zuletzt im Halbschatten von PJ Harvey noch größere Musik komponieren. Seit er 2009 die  Bad Seeds verlassen hat, gibt es all diese Dinge eben solo. Vielleicht nicht The Birthday Party, aber die Bad Seeds in ihrer goldenen Chanson-Phase (The Boatman’s Call) und vor allem PJ Harvey. An die tief atmenden, seufzenden Melodien des epochalen Let England Shake erinnert hier vieles, nicht zuletzt „God Made The Hammer“, das sich ähnlicher Akkordfolgen bedient wie „Last Living Rose“, nur in Zeitlupe. Das Album klingt erfreulich heterogen: „Midnight On The Ramparts“ ist nur wehmütig verhallendes Pfeifen über einer akustischen Gitarre, das von PJ Harvey geschriebene „Glorius“ erinnert, äh, wieder an PJ Harvey. So sehr die Bad Seeds ohne ihren Arrangeur in den Blues vordringen, so sehr scheint Mick Harvey sich in einen Folkmusiker zu verwandeln. Und wenn er sich doch einmal hergebrachter Blues-Schemata bedient, dann in beseelten, nackten Coverversionen wie „Summertime In New York“ von Exuma oder Roy Orbisons radikal entschnulztes „Wild Hearts“. Wie mühelos Harvey selbst die heitersten Stücke ins Melancholische biegen kann, demonstriert er mit Van Morrisons „The Way Young Lovers Do“.