Mitch Ryder – Naked But Not Dead

Nachdem Mitch Ryder via Dschörrmen Tällewischen und mit seinem Comeback, HOW I SPENT MY VACATIONS, endlich wieder gewisse Aufmerksamkeit erregen konnte, legt er uns – zeitig zur BRD-Tournee – den Zweitling vor, wieder mit seiner aus (hierzulande) Unbekannten besetzten Band und voller Mitch Ryder-Kompositionen. Nebenbei bemerkt ein völlig neues Talent an Ryder: Bis vor einiger Zeit sang er vorzugsweise Fremdsongs. Doch daß Ryder Sinn für Melodie undmicht zuletzt Texte hat, zeigt besonders „Future Looks Bright“, wo Ryder erklärt, er habe wohl zu lange seine Wunden geleckt, wolle jetzt alles energischer angehen, wo Ryder aber auch ironisch von goldiger Zukunft singt, an die er dank früherer Erfahrungen nicht recht glauben mag. Ebenfalls nachlesenswert: „Ain’t Nobody White“, „I Got Mine“ oder etwa „Hometown“ („I never seen a town go down wifh so much style“ – gemeint ist Detroit). Dazu singt Ryder im bekannt harschen Stil, spielt die Band komplex und mit zwei schneidigen Gitarristen. Ob die Reggae-Anklänge auf Seite zwei besonders gelungen sind, darf allerdings bezweifelt werden. Unzweifelhaft aber ist NAKED BUT NOT DEAD eine sehr ehrliche Rock-LP ohne Sperenzchen, treibend und mit viel Engagement und Herz produziert. Dies sind subjektiv emotionale Kriterien, klar, aber solches darf ein Kritiker ja wohl auch mal empfinden oder?