Mitch Ryder – Smart Ass
Auch nach dem ungefähr zehnten Hören bleiben leise Zweifel – ist das nun „nur“ gut oder sehr gut? SMART ASS ist Ryders bis dato am wenigsten spektakuläre LP, was die Einzeltitel betrifft. Mit Ausnahme freilich von „Berlin“: Mitch goes Fischer-Dieskau, nur Billy Csernits am Flügel, und Ryder trägt vor, als sei’s ein Lied von Schubert. Ungewöhnlich »uch das lange fade out von „Code Dancing“, das eine gemorste (!) Mitteilung enthält, deren Inhalt zur Entschlüsselungfreigegeben ist. Single-Qualitäten besitzen „Hands High“ wegen seines eingängigen Refrains und „Tape’s Rolling“, eine straffe Rhythmus-Nummer mit voller Orgeluntermalung. „One Room World“ kommt als relaxter Blues, dessen Breaks gefallen. Ryder gibt auf SMART ASS zu keinem Zeitpunkt den explodierenden Shouter, doch etwa von einer .ruhigen“ LP zu sprechen, wäre völlig verfehlt. Die Gitarristen Rick Shine und Joe Gute sind nach wie vor erste Garnitur, wenngleich der Anlage ihres Spiels eine gewisse Renovierung gut tun würde. So lande ich denn, Lied für Lied einzeln benotet, immer wieder exakt zwischen vier und fünf Sternen. Aus diesem Dilemma führen die Texte. Es gibt wohl nur ganz wenige aus der alten US-Garde, die noch engagiert Partei ergreifen – Mitch Ryder gehört spätestens seit „Er ist nicht mein Präsident“ und „Bang Bang“ dazu. Auch hier wieder Beiträge zum Zyklus, den Drafi Deutscher schon vor Jahren mit „Weine nicht, wenn der REAGAN fällt“ eröffnete. Ryders Themen sind u.a. Arbeitslosigkeit in Detroit (, We wanna work, we’renot Federal whores / Give us our Jobs back or you’H lose yours“) und kriecherische Anpassung im ach, so stolzen Lande (,So Ipoy attention to all therules /1smile when I’m working, I clean my tools“). Und da ist ja auch noch jene chiffrierte Geschichte („Code Dancing“), die noch direkter sein soll. Aufgrund des halben Hilfspunktes: 5 Bernd Matheja
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