Moddi

Unsongs

Propeller/H’Art

Tolles Konzept, Umsetzung mit Mängeln: Ein Folkpopper aus Norwegen singt verbotene Lieder aus aller Welt.

Von Woodie Guthrie wissen wir, dass die Gitarre eine Maschine ist, die Faschisten tötet. Tatsächlich zeigt die Geschichte, dass Diktaturen wie auch vermeintliche freie Staaten immer wieder der Versuchung erlagen, auf Gitarren gespielte Songs zu verbieten. Aus Angst, ihre Inhalte könnten die Bevölkerung verunsichern, aufwiegeln oder auf sonstige schlechte Gedanken bringen. Moddi, ein Folkpop-Sänger aus Norwegen, hat für UNSONGS zwölf solcher Songs ausgewählt. Auf die Idee kam er, als seine Version des pazifistischen Liedes „Eli Geva“ der norwegischen Sängerin Brigitte Grimstead polarisierte: Das Stück handelt von einem israelischen Offizier, der sich im Libanonkrieg weigerte, seine Truppen in Richtung Beirut zu führen. Als Grimstead es in Israel spielen wollte, drohte der norwegische Botschafter mit Konsequenzen. So landete das Stück auf einer schwarzen Liste – und bringt, wie Moddi bei seinen Gigs spürte, die Gefühle bis heute in Wallung.

Seine Idee, nach verbotenen Liedern zu suchen, macht neugierig, zumal Moddi als Vorabtrack „Punk Prayer“ präsentierte, eine ruhige, englischsprachige Version des Songs von Pussy Riot, der Putin auf die Palme brachte. Die Auswahl auf UNSONGS ist sehr frei, wenn nicht sogar ungenau. Kate Bushs „Army Dreamers“ war nie verboten, wurde zur Zeit des ersten Irakkriegs lediglich von den Radio-Playlists gestrichen. Auf dieser schwarzen Liste stand übrigens auch „(I Just) Died In Your Arms“ von der Cutting Crew, das Moddi dankenswerterweise nicht ausgewählt hat. Zu befürchten hatte Kate Bush jedoch nie etwas. Der Algerier Lounès Matoub hingegen wurde für seinen regierungskritischen „Open Letter“ ermordet, der vietnamesische Sänger Viet Khang wurde wegen seines Songs „Where Is My Vietnam?“ 2012 vom sozialistischen Regime inhaftiert. Noch ein Punktabzug für UNSONGS: Egal, woher die Lieder stammen, ob aus Mexiko oder Russland, Chile oder Norwegen – Moddi zwängt sie alle in seine nette, aber austauschbare Folkpop-Form.