Moloko – I’m Not A Doctor

Sie haben ein kleinen Moment zu spät angefangen. Wären Moloko ein Jahr füher in die Welt gepoppt, hätten sie es sich erspart, in den großen Kreis der Portishead-Trip-Hop-Produzent-und-Sängerin-Kopierer geworfen zu werden. Obwohl ihr Debüt herzlich wenig damit zu tun hatte. Die Melange, die Roisin Murphy und Mark Brydon aus Sheffield fabrizierten, war zwar von ähnlicher Arbeitsteilung geprägt, doch sonst war alles anders – Beats, Gesang, Anspruch. Moloko war eher kalter Engel als Blue Mood, eher 8oer-Neon als 6oer-Lounge. Die Frage an das zweite Album ist nun nicht, ob es neue tolle Beats und Sounds gibt (davon gehen wir aus und dem ist auch so), sondern vielmehr, ob Roisin mehr als einen Cesangsstil beherrscht. Die Antwort ist jein. Egal welche Filter und Verzerrer verwendet werden, welche Mühe sie sich (nicht) gibt, immer behält ihre Stimme etwas Spitzes, Überzeichnetes. Aber, zusammen mit der noch vielschichtigeren, ausgeklügelteren Musik ist dies auch die große Stärke der Platte, die sie weit überjedertrippigen Beliebigkeit erstrahlen läßt. Dies ist keine Hintergrundmusik, die Trendläden beschallt. I’M NOT A DOCTOR fordert mehr. Hier gibt’s keinen standardisiert schlurfenden Groove, kaum wohlige Flächen. Statt dessen Transparenz, karge Elektro-Beats, eckige Synthie-Spitzen, reduzierte Effekte. Roisin Murphy ist die Grace Jones der Jahrtausendwende. Todcool um nicht zu sagen kalt. Und funky. Groß.