Morgenrot – Morgenrot
„In Berlin muß alles tierisch losgehn. Nach vom. Wohin sonst?“ ließ mich eine Freundin wissen, die soeben die Berliner Rockszene kennenlernt. „Morgenrot? – Klingt wie eine Mischung aus Udo Lindenberg und DDR-Gruppe!“
meinte dagegen eine Kollegin aus Hamburg.
Beide haben jeweils recht, fangen wir mit den schwachen Seiten der Debüt-LP an: Ich will gar nicht abstreiten, daß es sehr schwierig ist, die deutsche Sprache Rock-gerecht zu schürzen und erst recht das daraus entstandene Produkt zu singen. Deutsch hat eben – im krassen Gegensatz zu Englisch – viele zwei- oder mehrsilbige Wörter. Es hat aber wenig Sinn, krampfhaft nach einsilbigen Worten zu suchen oder Einsprengsel (etwa „Wau“!, „Uuuuh!“, „Yeah!“) zwischenzuschalten, die Sprachqualität leidet entschieden unter beiden Notlösungen. Schließlich gibt es noch weniger her, wenn man entweder die Endsilben verschluckt oder abwürgt, bzw. bei Bedarf wie Kaugummi in die Länge zieht.
„Als ich siebzehn war ist meiner Meinung nach trotzdem der beste Song, er bereitet im Rückblick eine authentische Situation ganz ohne Pathos oder Sentimentalitäten auf; „Ich hab‘ mal wieder Lust“ ist, wie der Titel schon sagt, das geballte Lustprinzip, die Wucht in Rillen.
Womit wir bei den starken Seiten des Albums wären. Musikalisch kann man nämlich auf Morgenrot bauen: grundsolider, fetziger Rock, prägnante und bissige Gitarrenriffs und endlich traut sich wieder mal einer, diesen sattröhrenden Hammond B3-Klang mit Vollgas auszufahren. Die Background-Vocals auf „Knips mich“ machen was her, kurz: ich kann mir gut vorstellen, daß Morgenrot live mit dieser Musik jede Halle zum Überkochen bringen.
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