Das Greatest-Hits-Album ist irgendwie ein Relikt aus fernen Zeiten. So etwas stellt sich der moderne Musikhörer am Computer selbst zusammen, je nach Tageslaune und musikwissenschaftlichem Eifer. Solche Alben umfassen bei Morrissey-Fans in der Regel alle (37) Singles und pfeifen auf Chartsnotierungen-immerhin stellen wir fest, dass diese auf den ersten Blick arg spätlastige Zusammenstellung in letzterer Hinsicht korrekt ist, mit zwei Ausnahmen („Interesting Drug“ und „November Spawned A Monster“ fehlen). Aber dann fragen wir uns: Brauchen wir wirklich noch eine sechste CD, auf der „Suedehead“ und „Everyday ls Like Sunday“ drauf sind, die ansonsten zu über der Hälfte aus den Songs der letzten beiden Alben besteht? Eine CD, auf der zwei neue Songs drauf sind, brauchen wir hingegen sehr wohl, und schon ärgern wir uns wieder mal über die Abzocke und vermuten, es werde sich dabei um mediokren Ausschuss handeln. Und da haben wir uns-wie bei Morrissey gewohnt-natürlich getäuscht: Das brachial losrockende „All You Need Is Me“, der „schwächere“ der beiden Songs, vereint Frische und Aggressivität mit Souveränität und Reife; es mag ein Outtake von ringleader of the tormentors sein, aber wenn die Outtakes (sagen wir mal) vom „weißen“ Beatles-Album von solcher Qualität wären, käme Beatles-Fans auch da ein Greatest-Hits-Album nicht ungelegen. Und „That’s How People Grow Up“ (mit Kristeen Youngs Eröffnungssirene) lässt endlich mal wieder den großen Boz Boorer(dem wir nicht nur Vauxhall & 1 zur Hälfte verdanken) als Co-Komponist zeigen, dass er noch da ist und nichts verlernt hat. Als „Einstieg“ für Neulinge mag das ganze Unternehmen wenig geeignet sein, weil es das Gefühl vermittelt, die Essenz der „wichtigen“ Morrissey-Alben (eben die letzten beiden) damit zu besitzen und zwei seiner schönsten (SOUTH PAWGRAMMAR Und MALADJUSTED- „Alma Matters wurde aus arithmetischen Gründen in letzter Minute von der Compilation genommen) übergehen zu können. Aber denen stellen wir eben am Computer selbst eine zweite Lektion zusammen.