Morrissey :: Under The Influence

Des Charming Man's ganz private Pop-Sozialisation im 15-Song-Format.

Nein, das ist noch nicht die neue Morrissey, vielmehr handelt es sich bei diesem Album um eine Art Ahnenforschung, betrieben vom größten Blumenkind und Fleischhasser der sonst so versauten achtziger Jahre. Viva Morrissey! Der Sänger, der mit den Smiths eine neue Zimperlichkeit in das brachte, was erst später Britpop hieß, hat tief in seinem Herzen gegraben und die Stimmen gefunden, die zu ihm sprachen, als er noch einer unter vielen weißgesichtigen Knaben im Manchester der Siebziger und frühen Achtziger war. Jetzt also Morrisseys ganz private Pop-Sozialisation im 15-Song-Format mit reichlich eloquenter Selbstbespiegelung. Under The Influence ist eine sprunghafte Zusammenstellung mit bizarren Spitzen geworden: Angefangen beim Cajun-Dancehall der Sundown Playboys über selten gehörte Rock’n’Roller und Unterhaltungssänger, den Marc Bolan der Tyrannosaurus-Rex-Jahre, Diana Dors „So Little Time“ und die Ramones bis hin zu Patti Smiths Version von „Hey Joe“, Nico („Der Klang eines Körpers, den man aus dem Fenster geschmissen hatte“), Klaus Nomi und ja, die New York Dolls. Die, so schreibt Morrissey, die perfekte Popgruppe waren, aber viel zu glücklich, um zu überleben. Jeder Titel erzählt von der eigenartigen Faszination der Popmusik und den Verstrickungen des Künstlers in dieselbe. Braucht die Welt das wirklich? Theoretisch nein, aber die Platte ist wunderbar. Und unter uns: Sie funktioniert auch ganz ohne Morrissey.

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