Mount Kimbie :: Crooks & Lovers

Hot Flush/Alive

Potatoe-Couch-Dubstep oder so. Weit weg vom amtlichen Sound, an losen Enden mit Folk, Clicks & Cuts und Ambient verbunden.

Mit Dubstep verhält es sich bei einem Großteil des Pop- und Rockpublikums so wie mit, sagen wir, brasilianischer Telenovelamusik. Es weiß nicht so richtig etwas darüber, und es will auch nicht so recht etwas darüber wissen. Man muss sich das Dubstep-Universum ja auch als eine um sich selbst kreisende Woiwodschaft vorstellen, deren Mitglieder jede geringste Soundneuerung als Weltsensation feiern und sich als Architekten einer fernen Zukunft des Pop wähnen. Leider kann der Pop dies nicht bestätigen. Dass Mount Kimbie jetzt überhaupt als Dubstep verhandelt werden, haben sie in erster Linie ihrem Label Hot Flush (Scuba, Joy Orbison) zu verdanken, in zweiter Linie ihren beiden EPs „Mybes“ und „Sketch On Glass“. Die elf Tracks auf dem Debütalbum CROOKS & LOVERS sind aber schon meilenweit von den mit rülpsenden Bässen vollgestellten Klangtunneln im Dubstep entfernt. Kai Campos und Dominic Maker haben vielmehr eine charmante Potatoe-Couch-Variante entwickelt: eine Sinfonie aus Kinderorgel und Staubsauger, aus Folk-Fragmenten und knisternden Clicks & Cuts vom letzten Elektro-Wühltisch, aus Ambientschnitzen und R’n’B-Abfällen. Irgendwie verlangt diese Musik nach dem Zusatz -tronics, mehr aber noch entführt sie uns in Miniatur-Soundparks, in denen Aufziehbären sich auf den Blechbauch trommeln, um die Kleinen davon abzulenken, dass die Sängerin gerade ganz genial stranguliert wird. CROOKS & LOVERS hat das Glück, noch in keine Schublade zu passen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis der Hype-Beauftragte des britischen New Musical Express sich dieser interessanten kleinen Nesthocker annimmt. Die Zukunft des Pop ist aber nicht in Gefahr.

www.hotflushrecordings.com