Muse :: Absolution Tour

Pop, Metal, Prog-Rock: die Brit-Konsensformotion in ihrem Element.

Vom britischen Publikum abgöttisch verehrt, selbst von der nörgeligen Londoner Musikpresse schon mit so mancher Lobeshymne bedacht, durften die nach den neun griechischen Göttinnen der Kunst benannten Muse 2004 als einer der Headliner die alljährliche Freiluft-Institution Glastonbury krönen – und die Kameras der BBC liefen bei so einem wichtigen Großereignis unter der Regie von Janet Fraser-Crook natürlich mit. Der elf Songs starke, zum Großteil aus dem letzten Album Absolution stammende Set unterstreicht einmal mehr die außergewöhnliche Reputation der Band. Muse tönen nicht nur unglaublich erwachsen und gerne auch mal melancholisch, sondern manchmal sogar richtig weise, wenn sie als virtuose Meister der Gefühlsklaviatur Maßstäbe setzen, an denen sich stilistisch ähnlich ausgerichtete Kollegen künftig messen lassen müssen. Wie selbstverständlich hält das Triumvirat die Balance zwischen Anspruch und Können, zwischen Pop und Metal, zwischen Punk und Prog Rock. Läßt wütende Aggression auf dramatische Schwülstigkeit treffen, laszives Rockgebaren auf verletzliche Seelentiefe. Opulente, sehr telegene Gesten hält natürlich vor allem Mädchenschwarm Matthew Bellamy parat. Virtuos zwischen E-Gitarre und seinen mit Lichtorgeleffekten ausgestatteten Keyboards wechselnd, mit einem nervös-hysterischen Timbre bis in die Lagen des Countertenors reichend, präsentiert sich das schwarzhaarige Multitalent stimmlich eindrucksvoll wandlungsfähig. Erinnert in Umfang und Koloratur an eine Mixtur aus dem 1991 verstorbenen Queen-Sänger Freddy Mercury und den übergeschnappten Falsettos von Sparks-Vokalist Russell Mael. Schlagzeuger Dominic Howard und Bassist Chris Wolstenholme setzen mit wohlplazierten Spannungsbögen, vertracktem Rhythmusgefüge und unerwarteten Tempowechseln – guasi als Gegenstück zu Bellamys emotionsgeladener Natur – vor allem auf kraftvolles Muskelspiel. Einige weitere Konzert-Impressionen, davon zwei aus dem Londoner Earls Court, einer aus dem Wiltern Theatre in Los Angeles sowie aus Cincinnati und San Diego vermitteln in mitunter grober Schwarzweiß-Ästhetik einen ungewöhnlichen Einblick hinter die Tourneekulissen.