Nancy Sinatra – Movin With Nancy

Seit 39 Jahren droht die Platinblonde einem Schuft von betrügerischem Kerl mit entsetzlicher Rache. Klare Ansage: Mit ihren spitzen Lederstiefeln kann sie jederzeit das Weite suchen und ihm vorher noch einen saftigen Tritt in den Allerwertesten verpassen: „These Boots Are Made For Walking“, jüngst von einer dummen Pute namens Jessica Simpson verstümmelt, belegte 1966 nicht nur in den internationalen Charts Spitzenpositionen, sondern stieg gar im Laufe der Jahrzehnte in den Rang einer Women’s Lib-Hymne auf – ein Umstand, den die Tochter von Entertainerlegende und Geheimmafiosi Frank Sinatra anfangs gar nicht so recht begreifen wollte. „Ich war blauäugig und naiv“, gibt die 65 Jahre alte Künstlerin mit Wohnsitz Beverly Hills, die kürzlich ein erstaunliches Comeback-Album vorlegte, heute unumwunden zu. Jungfräuliche Unschuld, gepaart mit noch jugendfreiem Sexappeal in farbenfroh-frechen Miniröcken, zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch jene TV-Show des amerikanischen Senders NBC, die ein Jahr nach jenem Monsterhit entstand. Ganz Vaters cleveres Töchterlein, produzierte Nancy die einstündige Showextravaganz mit Gastauftritten des Rat Packs (Daddy Frankieboy sowie Onkel Dean und Sammy im Duett mit dem Nachwuchs) in Kooperation mit einer damals beliebten Cola-Marke höchstselbst und durfte dafür sogar zahlreiche Preise einkassieren. In die launigen bis spleenigen 14 Filmchen und Szenen zwischen Konzertbühne. Fernsehstudio und Freiluftinszenierung Idas hervorragend gecoverte „Up Up And Away der 5th Dimensions sinnigerweise im Fesselballon) klinkt sich auch jener Mann ein, auf den das oft fehlgebrauchte Etikett Svengali wirklich zutrifft: Lee Hazlewood, ein umtriebiger, wenn auch etwas zwielichtiger Tausendsassa aus Oklahoma, Schnauzbartträger extraordinaire und Erfinder von Duane Eddys cool-lässigem Cowboy-Twang. Der in wechselnden Tonlagen trällernde Gegenentwurf zum Flower-Power-Pärchen Sonny & Cher empfiehlt sich gleich mit zwei Meilensteinen: mit einem hippiesken Gothicvorläufer namens „Some Velvet Morning“ sowie der beschwingten Johnny-Cash-Hommage „Jackson“. In den auf Nancys gertenschlanken Leib geschriebenen Kabinettstückchen häufen sich ironische bis sexistische Zweideutigkeiten. So auch in „Sugar Town“, einer abstrusen Story über die Freuden des LSD-Rausches. Nancy singt das mit dem verderbten Liebreiz einer frühreifen Göre, die es mit 45jährigen Lastwagenfahrern treibt. Was jedoch einzig und allein auf Hazlewoods Konto ging, der Nancy entsprechend instruierte. Wie das wohl dem Daddy gefiel?

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