Nick Drake Remastered :: Five Leaves; Left Bryter Layter; Pink Moon
Mit sanfter Eindringlichkeit interpretierte er seine romantische, depressive Lyrik. Nick Drake war ein Meister der leisen, melancholischen Tone – seine introvertierte Musik flatterte fragil wie ein braun gewordenes Blatt im Herbstwind. Seine stillen, sensiblen Lieder und Balladen verewigte der 1974 freiwillig aus dem Leben geschiedene Sänger auf gerade mal drei Platten. Doch die reichten aus zur Legendenbildung. 1979 erschien mit der 4-LP-Kassette FRUIT WORKS erstmals eine Drake-Gesamtübersicht inklusive unveröffentlichter Demos. 1994 wurde ein digital remastertes 4-CD-Box-Set mit gleichem Titel veröffentlicht. Nun besann sich Drakes Ur-Company Island ihrer Tugenden als innovatives Label und legt die drei Alben-Klassiker in tontechnisch aufbereiteter Form vor. Hoch dramatisch und spannend begann Drakes künstlerische Karriere: Auf Empfehlung von Fairport Convention-Bassist Ashley Hutchings hatte sich 1968 Produzent Joe Boyd (Pink Floyd.Tyrannosaurus Rex) seiner angenommen. Knapp ein Jahr später erschien sein Debüt FIVE LEAVES 5, das sparsam orchestral, Händel’schen Couplets nicht unähnlich, arrangiert wurde. Verschlüsselte, traurige, oft selbstquälerische Inhalte begeisterten aber einen nur kleinen Anhängerkreis. Doch dafür stellten zahllose Kritiker die zehn meisterlichen Tracks auf eine Stufe mit Van Morrisons ASTRAL WEEKS. Mit den Einkünften konnte der gerade mal 21-jährige Poet sein Studium der englischen Literatur in Cambridge vollenden. Ende 1969 standen mit der halben Besetzung von Fairport Convention die Aufnahmesessions des Zweitlings BRYTER LAYTER 5 an. Randvoll mit schwermütigen Songs,fanden kleine Meisterwerke wie „Northern Sky“, „Poor Boy“ oder „Sunday“ wiederum nur in Insiderkreisen Beachtung. Mentor Boyd verkaufte seine kleine Company Witchseason an den bisherigen Vertrieb Island, zog nach Los Angeles und ließ seinen Schützling in England zurück. Und obwohl Island-Boss Chris Blackwell einen Narren an Nick gefressen hatte, ihm kostenlos sein Apartment an der spanischen Küste überließ, reagierte der mit einer schweren Identitätskrise. 1971 entstand in nur zwei Studionächten Drakes künstlerischer Schwanengesang PINK MOON 4. Nur von seiner akustischen Gitarre begleitet, gelegentlich mit zurückhaltenden Piano-Overdubs unterlegt, offenbarten die elf Titel seine breite, von Hoffnung („PlaceToBe“, „Things Behind The Sun“) bis Selbstzerstörung („Parasite“, „Know“) gekennzeichnete Gefühlsskaia. Mehrere Aufenthalte in der Nervenklinik und ein längerer Trip nach Paris, von dem er die Erkenntnis mitbrachte, künftig nur noch für andere Interpreten als Songwriter arbeiten zu wollen, kennzeichneten seine beiden letzten Lebensjahre. Still und leise wie seine Kunst verabschiedete sich Nick Drake auch aus dem Leben.
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