Oh. – Ecu
Über denn Sinn und Zweck von Rockwettbewerben läßt sich inzwischen nicht mal mehr streiten. In den abwaschbaren Mehrzweckhallen kulturdiasporatärer Mittelzentren geben sich meist mit unangenehmer Trostlosigkeit gesegnete Bands die Klinkenstecker in die Hand. Und wer am Ende am authentischsten den großen weltgewandten Rock’n‘ Roll imitiert hat, bekommt vom Vertreter der örtlichen Sparkasse 500 Mark überreicht. Die Lokalpresse meint in solchen Fällen dann meistens eine „umtriebige Szene“ konstatieren zu müssen, im Falle der Bamberger oh. attestierte sie hochachtungsvoll: „oh. haben alle Stücke selbst komponiert“. Mit diesen selbstkomponierten Stücken wurden die Oberfranken vor Jahresfrist gar zur besten Band Bayerns gewählt. Als Ergebnis jener Mühen folgte eine böse Glosse in der Süddeutschen Zeitung, ein respektabler Plattenvertrag und die Gewißheit, die Welt der Bandwettbewerbe nicht noch mal auf ein gemeinsames Bier einzuladen. Denn eigentlich haben oh. da auch nichts verloren. Auf ECU wühlt sich das Quintett liebevoll durch die Vorratskammer diverser elektronischer Spielarten. Leiht sich vom Dubden Hall, von Tortoise die oktopusarmigen Rhythmen, von MouseOn Mars die Liebe zur geräuschhaften Melodie. Und sagt selbst Pop dazu. Wenn man diese Ansammlung von liebgewonnenen Zitaten an einer Stelle originär nennen darf, dann dort, wo die Melodien den Rhythmus küssen, der Track zum Song gerinnt. Ganz ohne Rock. Und vor allem ohne Wettbewerb.
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