Okta Logue

Diamonds And Despair

Virgin/Universal

Die hessischen Psychedelic-Rocker spielen ihre bisher stärksten Songs.

Es war bislang recht leicht, die Band aus Hessen als retroselige Hippieband abzutun. Handwerklich 1A, aber eben so tief im Batiklook verwurzelt. Dann jedoch läuft der erste Song ihres dritten Albums, und einen Moment lang ist alles anders: „Pitch Black Dark“ kombiniert die knisternde Atmosphäre der frühen Solosongs von Stone-Roses-Sänger Ian Brown mit der Beach-Boys-Melancholie von „Sail On, Sailor“. Auch nach ein paar Durchläufen verliert das Stück nichts von seiner Magie, und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollten die doch so sehr in Kasabian verknallten Briten sich nun nicht auch in Okta ­Logue vergucken.

Die eigentlichen Inspi­rationsquellen von DIAMONDS and DESPAIR liegen jedoch in den USA. Dort sind Okta Logue sehr häufig unterwegs, längst ist die Band dort in der Neoprog-Szene etabliert. Wie die Americana-Vorstellung von Okta Logue klingt, zeigt „Helpless“: Der Titel ist bei Neil Young geklaut, die Musik zumindest an die des Großmeisters angelehnt, wenn auch jenseitiger. Das Erfreuliche: Das alles klingt so gar nicht alt und ranzig, sondern frisch. Sänger Benno Herz träumt „teenage dreams“, die Gitarre heult dazu, der Schlagzeuger spielt fantastisch klingende Becken und Trommelwirbel – ein wunderbares Schwelgen.

Ein paar nach Räuberstäbchen duftende Momente wollten sich Okta Logue zwar nicht ersparen, vor allem gegen Ende wird es häufiger mal langatmig, der positive Gesamteindruck jedoch bleibt: Der frischeste Psychedelic Pop des Frühlings kommt in diesem Jahr aus Hessen.