PA69
XXL
PA69/Four Music (VÖ: 7.11.)
Reißt das Schulti auf: Der Tech Rap mit Knalltüten Humor macht Deichkind Konkurrenz.
Nachdem PA69 mit den Singles „Kingmische“ und „Biertornado“ so etwas wie den Durchbruch in der alternativen Rap-Szene feiern durften, knallen sie nach fünf Jahren Bandbestehen nun ihr Debüt „XXL“ auf die Theke. DJ DOPE, Rabatto und Turbogianni – Arbeitskleidung: Camouflage-Outfits, rosa Sturmmasken – geben sich im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen bewusst fussvolksnah, scheißen auf überhebliches Gemacker und Selbsterhöhung und gehen dahin, wo’s weh tut – spätestens am nächsten Morgen. Kein sexistischer Pimmelrap, kein Herabwürdigen von Frauen oder Minderheiten.
Ein bemerkenswertes Debüt zwischen Straße, Kneipe und subversivem Knalltüten-Humor
Zu schlau und zu witzig für Malle-Schrott, ballern sich die Jungs durch elf Tracks und zeigen exemplarisch, dass Atzigkeit auch sympathisch und selbstkritisch daherkommen kann – gerade, wenn sie die eigene Herkunft mitdenkt. „Unser Sound geht ins Ohr / wie die Kugel für Trump / keine Liebe für’n Staat / keine Liebe fürs Land“, heißt es im Opener „Höhenangst“. Später, im Titeltrack „XXL“, wird verkündet, dass man auch schon so einiges Großes und Pralles vorzuweisen habe – gemeint ist hier allerdings der (Bier-)Bauch.
Eine gefühlte Nähe zu den Tech-Rap-Kollegen von Deichkind blitzt hier und da auf – Dadaismus, Saufi, Antifaschismus, Elektro. Doch während bei Deichkind längst das Feuilleton grüßt, regiert bei PA69 noch der Dreck: Pisse, Drogen, SBahn fahren. Apropos Saufi: Bei „Ran an die Buletten“ gibt’s ein Ikkimel-Feature. Mehr Berlin geht gerade nicht. Und Testotypen findet man maximal armselig – auch das unterscheidet PA69 fundamental vom Großkanon des Deutschraps. XXL ist ein bemerkenswertes Debüt zwischen Straße, Kneipe und subversivem Knalltüten-Humor.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.


