Palais Schaumburg – Lupa

Palais Schaumburg sind unbestreitbar die Edelleute unter den neuen Deutschen; geschmackssicher, trendbewußt. Nach einem Debütalbum mit aufregend kantiger Tanzmusik ging Frontmann Holger Hiller, jetzt textet und singt Walter Thielsch. Das neue Album trägt einen Gütestempel für““ Eingeweihte, nämlich den Hinweis produziert von ‚Sugar Coated‘ Andy Hernandez für Coati Mundi Productions in Zürich und New York.“ Subjektiv irritiert, nehm ich die objektive Information vorweg: LUPA steht in einem transparenten Gerüst aus strammem Funk-Bass, weichmachenden Latino-Beigaben, aggressiven Bläsersätzen, meistens Uhrwerk-Schlagzeug. Die LP ist lebendig, pointiert. Tanzmusik. Die erfreulich undeutschen Temperamentsausbrüche führe ich auf Andy Hernandez zurück, es klingt, als habe er die Musiker hier und dort aus der Reserve locken können. Wie wäre LUPA wohl ausgefallen, wenn er nicht produziert hätte?

Dagegen steht nun Walter Thielsch mit seiner Poesie: abstrakte Romantik, Assoziationsketten, Stilübungen einer modernen jeunesse doree. Ich persönlich habe es zugegeben schwer damit, finde aber, daß diese Lautmalerei in den beiden Balladen „Rosen“ und „Europa“ durchaus für Atmosphäre sorgt. „Rosen“ ist sowieso ein Fremdkörper, ein bißchen zu hart auf akustischen Film getrimmt vielleicht, aber kurz bevor der Wein ins Glas plätschert (oder ist es der Regen?) ganz fesselnd. Zwischen ferner Trompete und Piano tut sich nostalgische Spannung auf, bevor die Effekte leider überlaufen.

Störend für mich bleibt die Diskrepanz zwischen dieser relativ geschliffenen Produktion und dem Stimm-Einsatz von Walter Thielsch, der teilweise an die ersten kehligen Gehversuche im frühen Deutschpunk erinnert. Ein Stilbruch. Da war Holger Hiller als Nicht-Sänger souveräner. Aufgefangen hat man das Problem hier oft durch Mehrstimmigkeit – oder er zieht sich durch sanftes melodiöses Sprechen aus der Affäre.

LUPA ist Geschmackssache, an vieles kann man sich auch gewöhnen. Das Album besitzt Charakter, aber ich weiß nicht, ob den der Band oder den des Produzenten. Style for style’s sake – und die Wertung?