Paul Simon :: Surprise

Ohne Art Garfunkel, aber mit Brian Eno, gewinnt Paul Simon seinem Songwriter-Pop noch den ein oder anderen neuen Aspekt ab.

Wenn einer, der einst Klassiker am Fließband ablieferte und sich dabei mit Riesenschritten künstlerisch weiterbewegte, nach sechs Jahren Pause ein neues Album abliefert, darf das geneigte Publikum durchaus die ein oder andere Innovation erwarten. Kundige Paul-Simon-Fans werden diese Erwartung nach seinem letzten Album You’re The One aber nicht mehr gehegt haben. Doch es gibt Überraschungen auf Surprise – und die haben sicher mit dem Co-Produzenten zu tun: Brian Eno, der nimmersatte Klangforscher, hat Simon zumindest beim Soundbild auf neues Terrain locken können: Die Arrangements sind herber, die Gitarrenklänge schwerer, für Sekundenbruchteile kommt einem als Hörer gar mal das Wort Jndustrial“ in den Sinn, ob der programmierten Drumbeats in Songs wie „Everything About It Is A Love Song“, „Sure Dont Feel Like Love“ und „That’s Me“. Zum aufgefrischten Gesamteindruck trägt möglicherweise auch die Tatsache bei, daß Simons Stimme mittlerweile heiserer und tieferklingt. Wie schon auf You’re The One gibt es immer wieder sphärische Passagen („Wartime Prayers“), Eno setzt dazu noch den ein oder anderen überraschenden elektronischen Effekt („Once Upon A Time …“), und ohne afrikanische Grooves („Beautiful“) geht bei Simon schon Lange nichts mehr. Wie auf allen seinen Spätwerken herrscht hier musikalisch und in den Texten eine Aura der Nachdenklichkeit vor, introspektiv und melancholisch, verlorengegangen sind dabei diese besonderen, memorablen Melodien. Vielleicht sucht er die aber auch gar nicht mehr.