Pearl Jam – No Code

Im Grunde weiß man es schon lange: Eddie Vedder hat nur Spaß am Rock’n’Roll, wenn er -— der Rock genauso wie der Vedder —- ernst genug ist. Auch NO CODE, die neue von Pearl Jam, ist keine Platte für Biker und Biertrinker. Dafür sind Vedder und die Seinen viel zu sehr

Überzeugungstäter. Man merkt es schon, bevor man überhaupt auf die Texte achtet: Immerzu schwingt eine bestimmte Botschaft in den Songs von Pearl Jam mit. Songtitel wie ‚Who You Are oder ‚Mankind‘ lassen erahnen, was Vedder dem geneigten Zuhörer mit seinen Versen vermitteln möchte -— daß der ganze Bullshit dieses Daseins zum Himmel stinkt, daß es an der Zeit ist, sich auf die wahren, wirklichen Werte zu besinnen. Doch glücklicherweise ist da ja auch noch die Musik. Nicht, daß uns Eddies textliche Anliegen nicht nahe wären. Aber eine bißchen Freude darf schon sein. Und die kommt auch auf, pfundweise sogar. Kraftvolle, im Blues verwurzelte Stromgitarren wechseln ab mit sensibel gezupften Akustikklampfen, wuchtiger, treibender Rock hat seinen Platz neben verhaltenen Balladen oder, wie im Opener ‚Sometimes‘, neben der melancholisch-düsteren Weltsicht von Eddie Vedder. Keine Frage also: Wie schon seine Vorgänger verbindet auch NO CODE die Lust am Lärm mit dem intellektuellen Anspruch des Philosophen. Oder anders formuliert: Eddie Vedder, die sensible Seele vom Dienst, geht mit Gitarrist Stone Gossard, der mit viel Herz und Verstand die Muskeln spielen läßt, erneut eine perfekt funktionierende Ehe ein. So viel jedenfalls steht fest: Selbst wenn man nur die besten Veröffentlichungen dieses Jahres noch einmal vor seinem geistigen Ohr Revue passieren läßt, möchte man auf die neue Pearl Jam-Platte keinesfalls verzichten.