Percewoods Onagram 1969-1974 Teldec Import Service TIS 66.28280

Zur ersten Blütezeit des Krautrocks, irgendwann zwischen Amon Düül und Jane, wuchs im norddeutschen Provinznest Delmenhorst eine musikalische Pflanze, die so gar nicht in das holprige Klima der damaligen Musik paßte: Percewood’s Onagram. Zwischen 1969 und 1974 entstanden vier LPs, preiswert, sprich allersimpelst, aufgenommen, privat, sprich so gut wie überhaupt nicht vertrieben.

Immerhin, der, wer sie fand, entdeckte, behielt sie in bester Erinnerung, reagierte zumeist euphorisch. Endlich eine Musik aus Deutschland, die man unbesorgt im heimischen Plattenregal neben den Doors, der Band, Tim Buckley, Jackson Browne etc. placieren konnte…

Doch wer versteckte sich hinter dem merkwürdigen Namen? Zuallererst und immer federführend Wolfgang Michels. Der talentierte Songwriter (Liedermacher zu schreiben wäre falsch!) textete und komponierte sich durch den Frust und die Hoffnungen der Frühsiebziger ….. Cause Me Pain“ heißt der erste Song der vierten – und besten – LP AMEUROPE.

Zusammen mit Michels (der später zwei englischsprachige und zwei deutschsprachige Solo-LPs aufnahm) spielten diverse, des öfteren wechselnde Mitstreiter aus Deutschland und den USA. Ein rauher, ungekünstelter Rock, dem Charakter der direkten, dabei nie plumpen Texte entsprechend, sehr melodiös, Westcoast beeinflußt halt eine Musik, die niemand aus Delmenhorst (und dem Rest der Republik) erwartete.

Irgendwann Ende 1974 war dann Schluß. Geld alle, die beiden amerikanischen Mitmusiker wollten wieder unter die kalifornische Sonne… Michels blieb allein zurück. Immer wieder wurde der Name genannt, aber nie glückte der Durchbruch.

Percewood’s Onagram verschwand im Nichts. „1969-1974“ vereint nun auf vier LP-Seiten die Höhepunkte dieser fast vergessenen Band. Ein – wenn auch fast unbekanntes – Stück deutscher Rockmusikgeschichte.

Auftakt mit einer entsetzlich naiven, akustischen „Freedom“ – Liturgie, entstanden 1969. Dann aber geht’s zur Sache, sprich: Es folgen – mit nur einer Ausnahme – auf Seite eins und zwei alle Songs der LP AMEUROPE. Da gibt’s „Cause Me Pain“, „Leaders“, „The Wilderne’ss“ und den Titelsong jener LP, „Ameurope“. Die konkretesten Träume, die am glänzendsten formulierte Wut, die es damals in Deutschland auf dem Plattenteller gab. Michels Stärke, Metaphern zu finden, die konkret sind ohne einzuengen, war hier auf ihrem Höhepunkt. Sein Englisch war Ausnahmebeispiel unter dem Pidgin-Slang der singenden Kollegen in Rock-Deutschland. Michels ging damit um wie mit einer Muttersprache, genau so unverkrampft und frisch wie mit der Musik.

LP-Seiten drei und vier bieten einen Querschnitt durch die ersten drei LPs der Gruppe nebst bislang unveröffentlichtem Material. Nichts für HiFi-Freaks – aber ein Trip für Rock-Enthusiasten.

Die Bewertung? Von drei (3) Punkten für die ersten P.O.-Gehversuche bis hin zu satten sechs (6) für die Highlights der AMEUROPE-LP. Durchschnitt.