Pet Shop Boys – Bilingual

So viele Leute gibt es nun auch wieder nicht, die sich in der Diskothek eingerichtet haben wie in ihrer persönlichen Backstube. Neil Tennant und Chris Lowe schon. Sie sind im Lauf der Jahre zu den Großkonditoren des Dancefloor-Zuckerbäcker-Handwerks geworden, die schon vor zehn Jahren die richtige Rezeptur kannten, wie man Bässe so richtig fett und Sounds wirklich satt kriegt: immer drauf mit der Sahne. Die beiden Grandseigneurs des Synthie-Pops, die Altvorderen allen Techno-Tuns, haben geschafft, was wenigen glückt: Sie sind von Teenager-Stars zu seriösen Poppern geworden, die alle nett finden. Die Pet Shop Boys gehören auf den Tanzboden wie Essig auf die Fritten: Muß nicht sein, ist aber trotzdem immer wieder gut. Insofern ist BILINGUAL ein neues Album und auch wieder nicht. Denn die zwölf Songs gleichen alten Bekannten, die dich flüchtig küssen, weil sie dich schon länger nicht mehr gesehen haben, aber du kennst sie alle, ihren entspannten Flow, vom dem sich Projekte von Czech bis Pizzicato Five, von den Cardigans bis Whigfield inspirieren lassen. Die Pet Shop Boys bieten auch auf dem neuen Album ziemlich unbeschwerte Pop-Rhythmen für die Lounge, mit ironischem Pathos, breiter Sound-Lava und der begnadeten Fähigkeit, gutgehende Melodien zu erschnüffeln. Und es gibt wenige Combos, denen man innerhalb eines Songs sowohl schmatzende Geigen zuhauf als auch die Message „Life is worth living“ verzeiht. Daß sich auf BILINGUAL mehrere definitive Hits befinden, versteht sich da fast schon von selbst. Vielleicht sollte der arme Robbie Williams mal bei den Pet Shop Boys anfragen, wie das geht: ein souveräner Pop-Artist zu werden.