Peter Baumann – Romance 76

Der Titel verrät es eigentlich schon: das erste Solo-Werk des Tangerine Dream-Musikers ist romantisch – durch und durch. Wer bisher immer noch glaubte, daß TD nur in der Form der Synthesizer – Dreieinigkeit musikalisch funktioniert, der sollte mal Edgar Froeses letztes Solo-Album „Macula Transfer“ mit „Romance ’76“ vergleichen. Dann wird er erstaunlich schnell heraushören, daß elektronische Musik wie kaum eine andere durch die Persönlichkeit des jeweiligen Musikers geprägt wird.

Im Gegensatz zu Froese, der mit tragendem Heavy-Stil die Elemente Erde und Feuer verkörpert, offenbart sich Baumann als Luft und Wasser. Seine Romantik ist gefühlvoll und zugleich unaufdringlich, verträumt und malerisch. Vor allem auf der ersten Seite der LP mit dem Titelstück „Romance“ und dem folgenden „Phase By Phase“, die leichtfüßig dahinfedern, drängen sich Assoziationen mit der Natur und nicht mit der Technik auf. Klänge es nicht wie ein Widerspruch, könnte man diese Musik als „akustische Elektronik“ bezeichnen.

Seite zwei kommt etwas experimenteller, uneinheitlicher und prunkvoller daher. Das Anfangsstück „Meadows Of Infinity (Part 1)“, das in Zusammenarbeit mit dem Münchener Philharmonie-Orchester entstand, hat etwas von der Magie alter Geisterhäuser, die voller Stimmen und Geräusche sind. Der pastorale Chorgesang, die exakten Perkussionspassagen, die in freien Tonspielereien aufgelöst werden – das ist sehr schön, weil sich Baumann für die Entwicklung seiner Kompositionen Zeit läßt. Auffällig ist auch Baumanns Prinzip, weniger mit Klängen als mit Einzeltönen zu arbeiten, für die Elektronik ist das relativ ungewöhnlich. Für Freunde dieser Musik ist das Album ein absolutes Muß; für Leute die beruhigende, aber nicht monotone Musik suchen, ein Tip, den sie nicht überhören sollten.