Peter Hammill – pH7

Peter Hammill war schon immer zweierlei: Zum einen politischer Moralist, gleichermassen auf der Suche nach dem verschütteten Ich wie nach Perspektiven für eine friedvollere Zukunft der Menschheit. Und er war und ist musikalischer Avantgardist, kompromißlose Vorhut auf dem Feld experimenteller Rockmusik. Neun Einspielungen mit der Gruppe Van der Graaf und sechs Soloalben legen davon beredtes Zeugnis ab. „pH7“ nun fügt sich bruchlos in dies trotzige Lebenswerk ein, bei dem man gar nicht weiß, was daran verblüffender ist: Die Konsequenz des Künstlers oder die der Plattenfirma – der eine völlig unkommerziell in seinem Selbstverständnis, die andere kaum minder unkapitalistisch in ihrem Geschäftsgebaren, das an Mäzenatentum grenzt.

pH7 – das ist eine expressionistische Collage ausSchwermetall und Sakralgesängen, aus jazziger Neutönerei, elektronischem Effektgespinst und akustischer Lieblichkeit. Ein akustisches Psychogramm, das die ganze Bandbreite menschlicher Seelenregungen zwischen Hoffnung und auswegloser Verzweiflung abdeckt. Intellektueller befrachtet noch als derlei schillernde Stimmungsbilder sind die Texte, vorgetragen in unverwechselbar-düsterem Sprechgesang. Hammills Themenkatalog ist eine oftmals verschlüsselte politisch-soziale Anklage. Er stellt die opportunistischen Volksvertreter an den Pranger, die von politischer Berufung schwätzen und nur an ihren eigenen Pensionsanspruch denken. Er beklagt die „ultimate madness“ des Rüstungswettlaufs, der ein Arsenal des atomaren und bakteriologischen Grauens hervorgebracht hat. Und die Herrschaft der Technokraten, die zwischenmenschliche Wärme wie unter einer Eisschicht zu ersticken droht. Er bittet um Verständnis für unsere körperlich und geistig behinderten Mitmenschen, die durch Gleichgültigkeit oder Borniertheit nur zu leicht ausgeschlossen, ihres Rechts auf Achtung und Würde beraubt werden.

pH 7 – eine auf faszinierende Weise verquere, auf betörende Weise betäubende Platte. Assistiert wird der Rock-Individualist Hammill nur von zwei Musikern, die seit VDG-Tagen auf der gleichen Wellenlänge schweben: Graham Smith (Geige) und David Jackson (Sax, Flöte).