Phonon von Dietmar Dath
Dies ist vor allem ein Buch über SPEX (dort war Dietmar Dath 1999/2000 Chefredakteur), das hier „Phonon “ heißt und in Kandor [sprich Köln! residiert, in einem Parallel-Deutschland, das von König Otto regiert wird. Nicht Rehagel, sondern Schily führt den „Staat ohne Namen “ (Untertitel) mit harter Hand, was heftigen Widerstand hervorruft, der schließlich in den „Tag des Zorns“ mündet. Damit wir nicht ganz auf Realität verzichten müssen, kommt Vertrautes hinzu: Spiegel, Bild und Joschka Fischer. Etwas Science, etwas Fiction, das erinnert an den „Planet der Affen“ – plus Fantasy-Zugabe: Die Redaktion sitzt in einem alten Haus-Baum, eine Eulenprinzessin tritt auf, ein rätselhaftes Amulett samt Zauberstein gibt es auch. Daths „alter ego“ Martin Mahr kämpft als Chefredakteur gegen widerstreitende Interessen und verletzliche Egos; jeder Tag in den Redaktionsräumen erscheint wie die Hölle auf Erden. Das kann man als Schlüssel- oder Schlüsselloch-Roman begreifen, sind doch die Beteiligten leicht zu dechiffrieren: Allzu offensichtlich soll Saul Paul Petri den Pop-Papst Diedrich Diederichsen darstellen. Dass der bekennende SF-Fan Dath die Schlangengrube nicht bezwingen konnte, wurmt ihn offensichtlich sehr. Das Scheitern bewältigte der Autor in einem Buch voll gruseliger Einblicke in die Abgründe des Pop-Journalismus. Der immerwieder ins Bemühte abdriftende Humor und der nett konstruierte Rahmen machen den Horror kaum erträglicher.
Mehr News und Stories