Pink Floyd – The Wall
Jedem sein eigenes Floyd-Doppelalbum „The Wall“: Vor weißer Steinwand klebt ein allzeit abziehbarer Sticker mit Titel und Band-Name – wahlweise nicht oder auch stündlich veränderbar. Unverändert die Musik: Die Floyds können gar nicht mehr anders, nur eben von Fall zu Fall schlechter!“ Animals“), oder besser („Wish You Were Here“ und „The Wall“).Und die Floyds können sich offenbar noch anstrengen, wenn sie den Dreh finden. Im vorliegenden Fall lagen fast alle Anstrengungen bei Roger Waters, dem beinahe alle Melodien und Texte zu „The Wall“ einfielen, wobei ich die Interpretation des Konzept-Albums Jedermann/-Frau selbst überlassen möchte. Kleiner Tip: 1984 liegt nicht mehr fern, und AldousHuxley’s „Brave New World“ zu kennen schadet auch nicht.
Der Song „Another Brick In The Wall“ durchzieht Teile des Albums als Leitmotiv, von dem ansonsten in überraschend vielfältiger Form abgewichen wird. Pink Floyd mit entfernt Discohaftem in „Run Like Hell“, mit Früh-Floyd-Klängen in „Mother“, mit nach New Wave klingender Abmischungbei „In The Flesh?“, sowie diversen Gimmicks, wie Mark Knopfler-Gitarrensound, Sturzflug einer ME-262, Baby-Geplärre, Telefongesprächen, Hubschraubergeknatter und Vogelgezwitscher, das man von früheren Floyd-LPs ebenso kennt, wiejenes tonlose „plink….plink“ aus „Echoes“, hier in „The Wall“ neu aufgelegt. Will sagen: Pink Floyd wie gehabt, nur teilweise als Musiker, andernteils als Soundmixer nicht Neuland erforschend, aber stets für Überaschungen gut. Holger Czukay mit seinen technischen Tüfteleien wäre ein glänzender Partner der Floyds, ganz im Ernst. Eh‘ ich’s vergesse: es gibt grandiose Melodie-Ideen in „The Wall“ oder „The Trial“.
Daneben enthält dieses Werk die bekannten Fehler fast jeden Doppelalbums: Längen. Auf Anhieb wüßte ich nur The Who’s „Quadrophonia“ und Dylan’s ,. Blonde On Blonde“ zu nennen, wo keine Langatmigkeiten auftreten. Demnach kein Floyd’scher Fehler, diese breitgetretenen Ideen, um die Laufzeit einer Doppel-LP zu erreichen. Andererseits: Für eine normale LP beinhaltet „The Wall“ zu viele Einfälle. Auf Dauer wird man die Seiten 1 und 2 allerdings dreimal so oft spielen wie den Rest… In der Hoffnung Pink Floyd nie mehr live zu sehen, aber noch ein paar Platten von ihnen zu erleben