Plainfield – Smear the Oueer
Beherrschen sie die Pop-Kultur-Bildsprache, liebe Konsumenten? Nein? Weil es keine Regeln gibt? Weil sich hinter einem hübschen Landschaftsbild Elektro-Pop, atonale Geräuschcollagen und esoterischakustisches Gitarrenspiel verbergen kann? Stimmt. Aber es gibt auch leichtere Fälle und das muß gar nicht mal True Metal mit seinen Trockeneis-durchdrungenen Wagner-Szenarien sein. Die Verpackung dieses Tonträgers z.B. ziert ein Truck mit dem Bandnamen, ein Bodybuilder aus den 7oern, ein Mann in Frauenkleidung vor einem Weihnachtsbaum, ein großer Haufen zerstückelten Rotwilds, eine festliche Vorkriegstafel, ein kartographischer Hinweis auf Nashville, eine beliebige amerikansche Straßenszene, ein Verbrecherfoto, ein Gewehr und das Logo „I’m The NRA“ (National Rifle Association). Innen. Vorne gibt es das ganze nochmal in Boyscoutsauberer Comicversion, ein Potpourri amerikanischer 6os-ldylle von bedrohlicher Dichte, darüber der Bandname in altdeutscher Schrift. Wie? Ich habe noch kein Wort über die Musik gesagt? Und ob. Denn drinnen ist alles wie draußen – kleinstädtische Haßliebe, Zerstörungswut, reaktionäre Geisteshaltung und totaler Punkrock. Und total abgebremster Punkrock. Und Dynamik. Und Tüdelüt. Das ist Plainfield – neurotisch-klaustrophobischer, dabei aber extrem verspielter Redneck-Humor. Menschen, die mit hoher Sicherheit wirklich Mitglied in der NRA sind und beim besoffenen Truckfahren gerne mal ein Reh schießen. Kaputte, asoziale Arschgeigen also. Seit Jahrzehnten eine verläßliche Quelle für beste Unterhaltung.
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