Poetisch :: Gefühlvoller Minimalismus

Red House Painters – Red House Painters (Rough Trade 120.1659-2)

Songwriter Mark Kozelek als Meister der Verwirrung. Wie schon das jüngste, gerade einmal sechs Monate alte Werk seiner Rotmaler, steht auch das aktuelle Album lediglich selbstbetitelt in den Verkaufsregalen. Was natürlich völlig zweitrangig ist, denn auf seine Musik färbt diese kleine Nachlässigkeit zum Glück nicht im geringsten Maße ab.

Kozelek ist ein zerbrechlicher Poet in bester 4 AD-Label-Tradition. Seine Stimme schaltet minütlich von Weltschmerz auf Zuversicht um und entwickelt ähnlich dramaturgische Anziehungskraft wie einst Nick Drake und Tim Buckley. Klanglich umgarnt wird sie vom spartanischen Spiel seiner Mitstreiter, das Raum für atmosphärische Kapriolen läßt, die sich – anders als etwa bei den Labelkollegen Dead Can Dance – jedoch nie tragende Funktionen erheischen.

Kozeleks Hauptaugenmerk gilt stets der Substanz und nicht der klanglichen Verpackung eines Songs, was er mit einer emotionalen Coverversion von Simon & Garfunkeis „I Am A Rock“ ostentativ belegt. Egal, ob der Akkordarbeiter auf die Kompositionen anderer zurückgreift oder eigene Gefühle formuliert – ungewöhnlich eindringlich klingt er dabei immer.

Kozelek ist ein fanatischer Vertreter minimalistischer Folk-Kultur, die dem Zuhörer mit simplen Mitteln Schauer über den Rücken jagen will. Mit seinem dritten Album scheint es ihm endgültig zu glücken, denn spätestens wenn er das „Star Spangled Banner“ vom angestammten Platz reißt und wütend malträtiert, besteht Gewißheit: Ein Kultstar ist geboren.