Popol Vuh – Messa di Orfeo
Popol Vuh? Haben die nicht? War da nicht? Krautrock-Experten werden sich verwundert am Kopf kratzen und ganz tief in ihrer Erinnerung wühlen. Denn Popol Vuh-Mastermind Florian Fricke war der erste Musiker in Deutschland, der einen Moog Synthesizer besaß und damit 1970 das legendäre Album AFFENSTUNDE einspielte. In den 70er und 80er Jahren komponierte der gebürtige Lindauer und Wahl-Münchner Fricke Soundtracks für Werner Herzog-Filme wie „Nosferatu“ oder „Cobra Verde“. Seitdem war es still um den introvertierten Klangkünstler geworden. Fricke hat zwar unter dem Namen Popol Vuh regelmäßig Alben veröffentlicht, diese allerdings auf obskuren Kleinst-Labels. MESSA DI ORFEA ist die Musik für eine Installation Frickes für das ’98er „Time Zones“ Avantgarde-Musik Festival im süditalienischen Bari. Fricke versucht damit, in fünf sogenannten „Good Rooms“ den Geburtsvorgang von Bienen darzustellen, als Sinnbild für die Geburt der Welt. Experiment gelungen! Die Musik – Bienengesumm, unterlegt mit leisen, verwehenden Keyboardtönen und einer Stimme fern von dieser Welt – mag zwar zunächst verwirrend wirken, doch spätestens im letzten „Room“ wird der Hörer belohnt mit der Sehnsucht nach einer besseren Welt, die angefüllt ist mit Freude, Euphorie und der Hoffnung auf Unsterblichkeit. Es ist schwer, diese Musik und die damit verbundene Installation in Worte zu kleiden. Fakt ist, daß Popol Vuh wieder im Rennen sind. Allerdings nicht als Krautrock-Ikonen oder Soundtrack-Lieferanten, sondern als Komponisten von „beseelter Avantgarde“.
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