In Stück Nummer sechs passiert’s dann. Da macht Paddy McAloon das, was sich heutzutage ansonsten höchstens noch Garth Brooks trauen würde. Der dümmste Cowboy des 21. Jahrhunderts aber würde das ernst meinen, wenn uns aber der Prefab-Sprout-Songwriter in „Cornfield Ablaze“ mit dem Geräusch eines brennenden Ackers kommt, brizzeln nicht nur Kitsch und eine dick gestrichene Gefühlstapete zusammen, sondern auch ein gerüttelt‘ Maß Ironie mit. Wer es allerdings mit dieser Kombination nicht so dolle hat, sollte spätestens hier schleunigst retour reiten: Denn The Gunman and other Stories ist ein typisches Prefab-Sprout-Album geworden: Ähnlich genial überproduziert wie der Vorgänger Andromeda Heights, watet Paddy McAloon knietief im Pathos und lötet Intellekt, Soul und Schmalz zu ganz, ganz großem Pop zusammen. Waren es bei besagtem I997er-Vorgängeralbum Feen, ferne Gestirne und allerlei Engel, die im Mittelpunkt standen, so wird nun der postmoderne Präriemann thematisiert. Cowboys sind immer alleine, egal wo und zu welcher Zeit. Motto: Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist. Dabei verbrät der Musiker im Akkord schonungslos altbekanntes Liebesliedvokabular und gibt den notorischen Frauenversteher, der allerdings im Gegenzug von den Frauen längst nicht immer verstanden wird. „Girl, I sing this song for you“, schmachtet Mister McAloon. „Please forgive me“, sülzt Mister McAloon. „Monumental, bewegend, hymnisch“, konstatieren wir. Warum? Weil Paddy McAloon nicht nur Butterweiches im Herzen, sondern auch stets die edle Melodie fest im Blick hat. Schwelgerisch und dezent Banjo-beschwingt kommt er in „Cowboy Dreams“ daher, bedrückend idealistisch, sanft und besänftigend dagegen in „Love Will Find Someone For You“. The Gunman and other stories ist der neue Prefab-Sprout-Film für das eigene emotionale Daumenkino – man kann ihn vor- und rückwärts sehen, pardon, hören. Überraschungen: keine. Wunderschön: aber ja doch. -» www.prafabsprout.com