Prince, Frankfurt, Eissporthalle

Prinzen sind dazu da, eines schönen Tages die Nachfolge ihres Königs/ihrer Königin anzutreten. Erstgeborene werden bevorzugt. Und Einzelkinder. Wie Prince, der die natürliche Erbfolge allerdings gar nicht erst abwartete, sondern mit seiner Europatour gleich vier amtierende Könige gleichzeitig entthronte. Mindestens.

Zappa kann seinen Taktstock fressen. Den Titel des perfekt-lässigsten Dirigenten ist er los. Prince Rogers Nelson steuert sein Elf-Mann/Frau-Orchester mit nonchalanter Grazie durch eine Show de Force, gegen die sämtliche ähnlich gearteten Versuche nur noch unbeholfen (um nicht zu sagen: klobig) wirken können. Grandioser Sound, die Arrangements sitzen bis aufs i-Tüpfelchen, gelegentliches Daneben-Greifen ist unvermeidlich und mit der gnadenlosen Bühnen-Hektik mehr als hinreichend entschuldigt, zumal das Spektakel nicht nur musikalisch aus einem Guß, sondern obendrein in eine schmissig-aufreizende Choreographie eingebunden ist.

James Brown kann abtreten. Die Auftritte des King of Soul mögen zwar immer noch länger dauern, dafür erledigt der Prince of Dance dasselbe Pensum in eindreiviertel Stunden. Kein Song dauert länger als fünf Minuten, die Nummern gehen nahtlos ineinander über, nur ab und zu verheißt ein längeres Solo den nächsten Garderobenwechsel. Prince hat keinen Bauch einzuziehen. Prince zeigt Nabel. Er zieht sich aus, holt Goldkettchen und Slips aus der Hose, wirft sie unters jubelnde Volk und führt mit seinen Endlos-Absätzen sämtliche Gesetze der Statik ad absurdum.

Freddie Mercury kann sich seinen Mikrophon-Ständer sonstwohin stecken. Prince hat das Ding besser im Griff. Überhaupt bringt der kleine Mann mit weniger Bewegungen mehr Sex auf die Bühne als irgendwer vor ihm. Kleine weiße Mädchen reißen die Augen auf, und ihre kleinen weißen Jungs sollten sich gut merken, was sie da zu sehen kriegen. Die Menge steht geschlossen auf den Hinterbeinen, schreit, schwitzt, singt aus voller Kehle mit, und ausgerechnet diejenigen, die sonst am lautesten über Chris de Burgh- und Maffay-Fans lachen, sind die ersten, die in Frankfurt Feuerzeuge und Wunderkerzen schwenken. Mit eindeutig zweideutigem Grinsen und einem kleinen Hüftschwung macht Prince die letzten Barrieren zwischen „weißer“ und „schwarzer“ Musik dem Erdboden gleich. Sogar der Papst kann einpacken. Der küßt den Boden seiner Gastländer bloß. Prince leckt ihn.