Pyrolator – Ausland

Wenn dir diese Platte nicht gefällt, dann geh‘ doch ins Inland! Pyrolator, Mitglied der Düsseldorfer Plan-Formation, hat zu Hause, im Inland, mit seinem zweiten Album AUSLAND all das gemacht/erreicht, was man sonst nur (meistens) im Ausland sucht, aus dem Ausland bekommt (auch meistens, jedenfalls was die Musik betrifft): eine raschelnde Verbindung zwischen/von allen Formen der E-Quadrat-Musik (E = experimentell, E = elektronisch) und allen Formen intelligenter Text-/Sprach-Montagen. AUSLAND: hier wird nicht reproduziert, sondern nach eigener (Pyrolator-) Maßgabe mit Rock-, Jazz- und Discoelementen verfahren, um das Ohr zu organsisieren. Mit Wiederholungen/Schleifen, die einen hypnotischen Rhythmus geben und im Kopf zur Melodie werden, mit dem Einsatz von Stimmen als Instrument (entweder singen die Pyrolator-Mitarbeiter, Frauen und Männer, selbst – oder es wird vorhandenes Stimmenmaterial vom Band verwendet, das als Cut-ups zur Musik, zum Rhythmus montiert ist) dringt/greift der Pyrolator, das AUSLAND, mit Disziplin in das scheinbare Chaos des Lebens ein. Und dieses Chaos herrscht ja im Inland UND im Ausland! Nicht ein Free-Jazz-Element, ein E-Quadrat-Element kann faszinieren, sondern die eigene Kombination, phonetische Organisation.

Bewaffnet mit Disziplin und Gefühl für Rhythmus reißt der Pyrolator zweckmäßige Teilstücke aus der West-Zivilisation heraus: Liebe / Plastik / Werbung / Hund / Spielzeug / Konsum / Sex / Sterne / Posaune / Latino-Americano / Frenchy / Percussion / Tanz / … Und montiert sie zu einer rhytlimischen Reihe, die visuell und oral die Sinne erfüllen. Und das Lachen bleibt erhalten. Dieser Tanz ist der des weißen Mannes! Die Gefahr ist vorbei. Wenn du bei Renaldo & The Loaf nicht tanzen kannst, bei Massacre (der Band von Fred Frith) nicht lachen und bei Material nicht denken – im AUSLAND trifft alles zusammen.